Das Schulschiff hat den Hafen von Valparaiso verlassen. Die Stimmung der Besatzung ist mau. Noch vor Ankunft in Kiel will Guttenberg an Bord.
Santiago de Chile. Nach Abschluss der Untersuchungen der Vorfälle auf der „Gorch Fock“ hat das Segelschulschiff am Dienstag den chilenischen Hafen Valparaiso verlassen und die Heimreise fortgesetzt. „Das Schiff hat Chile gegen Mittag (Ortszeit) verlassen“, sagte der Vizesprecher der chilenischen Marine, Gastón Fereira.
Nach Informationen der ARD, die mit Matrosen in Valparaiso sprach, ist die Stimmung an Bord mies. Nächster Hafen ist Callao nahe der peruanischen Hauptstadt Lima, wo das Schiff in etwa zwei Wochen eintreffen dürfte. Ob Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) dem Schiff seinen grundsätzlich angekündigten Besuch dort oder erst auf späteren Stationen der Reise abstatten würde, war zunächst unbekannt.
Das Untersuchungsteam unter Leitung des Marineamtschefs Horst-Dieter Kolletschke war vom argentinischen Ushuaia aus bis Valparaiso an Bord mitgefahren. Vergangenen Freitag lief die Bark dann in Valparaiso am Pazifik ein und die Ermittler gingen von Bord. Es wurde damit gerechnet, dass sie ihren Bericht in etwa zehn Tagen Marineinspekteur Axel Schimpf übergeben werden.
Das Team hatte die Stammbesatzung des Dreimasters befragt, nachdem Offiziersanwärter von Drangsalierungen und sexueller Belästigung berichtet hatten. Außerdem gab es Kritik am Umgang mit dem tödlichen Unfall einer Kadettin. Nach Callao soll die „Gorch Fock“ nach der Durchquerung des Panama-Kanals durch die Karibik und über den Atlantik zurück nach Deutschland segeln. Voraussichtliche Stationen sind dabei noch die Dominikanische Republik und die Azoren. Ende April oder Anfang Mai wird die „Gorch Fock“ in Kiel zurückerwartet.
Am Dienstag hatte ein ein Sprecher des Verteidigungsministeriums gesagt, dass Verteidigungsminister Guttenberg die „Gorch Fock“ noch vor ihrer Rückkehr nach Kiel besuchen werde. Der Besuch werde unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, ein genauer Zeitpunkt stehe noch nicht fest. Nach Berichten über chaotische Zustände auf dem Segelschulschiff im Anschluss an den Tod einer 25-jährigen Kadettin hatte Guttenberg die „Gorch Fock“ von Südamerika nach Deutschland zurückbeordert. Guttenberg hatte den Kapitän Norbert Schatz abgesetzt.
Die SPD hat die Absicht von Guttenberg kritisiert, noch auf der Heimreise der „Gorch Fock“ und ihrer Mannschaft einen Besuch abzustatten. „Er sollte nicht schon wieder den Macher-Typ spielen, sondern das Verfahren schnell zum Abschluss bringen“, sagte SPD- Verteidigungsexperte Rainer Arnold der „Rheinischen Post“.
Bei seinem Besuch in der Marineschule Mürwik hatte Guttenberg mit Kameraden der tödlich verunglückten Kadettin gesprochen. In der Aula des Flensburger Kasernengeländes redete er über das Thema „Ausbildung, Erziehung, Fürsorge“ und diskutierte – hinter verschlossenen Türen – eine Stunde lang mit den 300 Soldaten, darunter 60 Offiziersanwärter. Kameraden der im November verunglückten Offiziersanwärterin hatten gegen die Stammmannschaft des Segelschulschiffs Vorwürfe der Drangsalierung bis hin zur sexuellen Nötigung erhoben und damit die Affäre ins Rollen gebracht. Sie hatten auch einen unsensiblen Umgang der Schiffsführung mit dem Todesfall beklagt.
Den Fragen nach der Zukunft der „Gorch Fock“ wich Guttenberg aus. Zunächst müssten die Vorwürfe „sauber“ abgearbeitet werden und das Ausbildungskonzept zukunftsfest sein. Er freue sich aber, wenn es eine Zukunft für die „Gorch Fock“ geben würde. Über das Treffen sagte der durch die Affäre selbst stark unter Druck geratene CSU-Politiker: „Es war ein sehr offenes, ein gutes, ein Gespräch, das durch alle Dienstgrade hindurchging. Ich bin sehr zufrieden.“ Der Stammbesatzung der „Gorch Fock“ habe er als Reaktion auf deren kritischen offenen Brief eine direktes Gespräch angeboten, allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit, sagte Guttenberg.
Mit Material von dpa