Laut Umfrage hält nur ein knappes Drittel den Bundespräsidenten für glaubwürdig – Neue Vorwürfe gegen Ex-Sprecher Glaeseker
Berlin. Bundespräsident Christian Wulff verliert wegen der Kredit- und Medienaffäre weiter das Vertrauen der Deutschen. Derzeit hält ihn nur noch ein knappes Drittel der Bundesbürger für glaubwürdig, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap ergab. Gegen Olaf Glaeseker, den ehemaligen Sprecher Wulffs, wurden unterdessen am Samstag neue Vorwürfe laut.
In der Umfrage für die ARD-Sendung „Günther Jauch“ sagten nur noch 31 Prozent, dass sie den Bundespräsidenten für glaubwürdig halten. Im Vergleich zum Beginn seiner Amtszeit bedeutet das einen Verlust von 43 Punkten. Gegenüber Dezember, als die Affäre ihren Anfang nahm, ist es ein Rückgang von 20 Punkten.
Die Mehrheit der Befragten (56 Prozent) schätzt Wulff nicht mehr als würdigen Bundespräsident ein. Laut Umfrage hält nur ein Viertel (26 Prozent) das Staatsoberhaupt für ehrlich. Nichtsdestotrotz halten ihn 66 Prozent für sympathisch.
Bundestagspräsident Norbert Lammert stellte sich hinter Wulff. Die Frage nach der Nominierung eines gemeinsamen Nachfolge-Kandidaten von Union und SPD für das höchste Staatsamt stelle sich jetzt nicht, sagte Lammert der „Welt am Sonntag“. Er hoffe sehr und erwarte auch, dass der Bundespräsident sein Amt unbefangen ausüben könne. Eigene Ambitionen bestritt Lammert nachdrücklich. Und eine Bewertung der jüngsten Razzia bei Wulffs langjährigem Vertrauten Glaeseker lehnte der Parlamentspräsident ab.
Wie die „Bild am Sonntag“ derweil berichtete, hat Glaeseker von seinen Beziehung zum Partyveranstalter Manfred Schmidt offenbar stärker profitiert als bislang bekannt. Neben Gratisurlauben von Schmidt habe er auch Gratisflüge erhalten. Allein 2011 soll Glaeseker in mindestens fünf Fällen umsonst geflogen sein, darunter in die Türkei und nach Mallorca. Dafür habe er Schmidts VIP-Karte von Air Berlin benutzt, schreibt das Blatt. Zu diesem Zeitpunkt war Glaeseker bereits im Bundespräsidialamt für Wulff tätig.
Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt gegen Glaeseker und Schmidt wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und Bestechung. Am Donnerstag hatte die Polizei ihre Privat- und Geschäftsräume durchsucht. Hintergrund ist der sogenannte Nord-Süd-Dialog. Die Veranstaltung sollte das Image der Bundesländer Niedersachsen und Baden-Württemberg aufpolieren.
Die frühere schwarz-gelbe Landesregierung Baden-Württembergs hat sich vor dem Nord-Süd-Dialog angeblich deutlich zurückhaltender um Sponsoren bemüht als die Regierung Niedersachsens. Der damalige Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) sei „nicht auf Firmen zugegangen“, sagte ein Sprecher der amtierenden grün-roten Landesregierung in Stuttgart unter Berufung auf Unterlagen im Staatsministerium. (dapd/abendblatt.de)