Gegenkandidat ist der ehemalige Chef der Stasi-Unterlagenbehörde, Joachim Gauck. Wulffs Nachfolger in Niedersachsen soll der dortige Partei- und Fraktionschef David McAllister werden.
Berlin. Wulff soll's machen: Die schwarz-gelbe Koalition wird den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) als Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten ins Rennen schicken. Das kündigten die Parteispitzen von CDU, CSU und FDP am Donnerstagabend an.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte: „Ich freue mich sehr, dass Christian Wulff bereit ist, dieses Amt zu übernehmen.“ Wulff sei ein Mensch, „der immer neugierig auf Menschen ist, der neues ausprobiert, der kreativ ist, der auf die Menschen zugeht“. Er sei einem Wertesystem verhaftet. „Insoweit halte ich ihn für einen wunderbaren zukünftigen Bundespräsidenten.“ Er übernehme in der Weltwirtschaftskrise Verantwortung für Deutschland.
FDP-Chef und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte, Wulff habe einen "klaren inneren Kompass". Er verstehe es, für alle Bürgerinnen und Bürger da zu sein, wisse aber auch, "welche geistige Achse unsere Republik braucht."
Der Kandidat selbst sagte in einer kurzen Stellungnahme, er bedanke sich für das große Vertrauen. Er wolle Menschen zusammenführen und Mut machen. Sein ganzes Bemühen gehe dahin, "den Menschen und unserem Land zu dienen."
Wulff tritt bei der Wahl am 30. Juni gegen den ehemaligen Chef der Stasi-Unterlagenbehörde, Joachim Gauck, an. SPD und Grüne wollen mit Gauck als Bundespräsidenten-Kandidaten in die Bundesversammlung am 30. Juni ziehen. Das sagte SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier. Es sei „unglaublich“, dass die Regierungsmehrheit keinen überparteilichen Kandidaten angeboten habe und ihm auf diese Weise eine breite, überparteiliche Mehrheit gesichert habe. In der gegenwärtigen Krise sei dies ein „Fehler“ und „schlechter Stil“.
Wulff ist seit 2003 an der Spitze einer CDU/FDP-Koalition niedersächsischer Ministerpräsident. Außerdem gehört er als stellvertretender Parteichef zum engsten Führungskreis der CDU. Die Koalitionsparteien verfügen in der Bundesversammlung über eine rechnerisch ausreichende Mehrheit, um ihren Kandidaten bei der Neuwahl des Bundespräsidenten am 30. Juni durchzusetzen.
+++ Porträt: Christian Wulff: Landesvater mit präsidialem Stil +++
Der 70-jährige frühere DDR-Bürgerrechtler Gauck hatte die Stasi-Unterlagenbehörde seit ihrer Gründung bis zum Jahr 2000 geleitet.
+++ Porträt: Joachim Gauck: Versöhner und Mahner +++
Als Wulffs wahrscheinlichster Nachfolger in Niedersachsen gilt der niedersächsische CDU-Partei- und Fraktionschef David McAllister. Der 39-Jährige meldete am Abend bereits seinen Anspruch an .
+++ Porträt: David McAllister: „Kronprinz" mit schottischen Wurzeln +++
Die CSU hatte bereits im Vorfeld zugesagt, dass sie grundsätzlich eine Entscheidung für die CDU-Politiker Wolfgang Schäuble, Ursula von der Leyen, Norbert Lammert oder Wulff mittragen wolle. Von der Leyen war in den vergangenen Tagen als aussichtsreichste Bewerberin genannt worden.
Gegen die Arbeitsministerin hatten Politiker vom konservativen Flügel der CDU Vorbehalte geäußert. Aber auch aus der FDP wurden Bedenken laut. FDP-Fraktionsvize Jürgen Koppelin verwies im RBB-Inforadio auf die von von der Leyen maßgeblich durchgesetzten Internet-Sperren. Dagegen sprach sich Sachsens CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer in der „Leipziger Volkszeitung“ (Freitagsausgabe) für von der Leyen aus.
Grünen-Chef Cem Özdemir sagte dem Sender n-tv, es geht jetzt nicht darum, „einen Rettungsschirm für Schwarz-Gelb zu machen“. Es gehe darum, „eine Bundespräsidentin, einen Bundespräsidenten zu finden, der oder die breite Zustimmung findet in der Bundesversammlung über das schwarz-gelbe Lager hinaus“.