Die Entscheidung, wer als Kandidat für das Präsidentenamt ins Rennen geht, soll gefallen sein. Aus Koalitionskreisen heißt es: Es wird Christian Wulff.
Im Ringen um den neuen Bundespräsidenten läuft alles auf Niedersachsens Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU)hinaus: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich nach Informationen aus Koalitionskreisen auf ihn als Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten festgelegt. CSU und FDP seien mit der Kandidatur des niedersächsischen Ministerpräsidenten einverstanden. Noch heute soll Wulff als Kandidat vorgestellt werden.
Bis zuletzt galt Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) als Favoritin für die Nachfolge von Horst Köhler . Auch Merkel soll sie favorisiert haben. Doch im Laufe des Tages wendete sich das Blatt. Es hatte sich offenbar vehementer Widerstand gegen von der Leyen geregt. Damit stiegen die Chancen für Christian Wulff. Neben Wulff und von der Leyen gingen aber auch Bundestagspräsident Norbert Lammert und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) ins Rennen um eine Kandidatur. Wulff habe sich am Mittwoch dann selber als Kandidat ins Gespräch gebracht, hieß es. Eine Stellungnahme der niedersächsischen Staatskanzlei war dazu zunächst nicht zu erhalten.
Als „verheerendes Schauspiel“ hat die SPD die internen Kämpfe in der Union über den nächsten Bundespräsidenten kritisiert. Es sei „einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik“, wie das höchste Staatsamt derzeit aus rein parteipolitischem Kalkül beschädigt werde, sagte Parteichef Sigmar Gabriel am Donnerstag in Berlin. Eine Hauptschuld daran trage Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die CDU-Vorsitzende agiere auch bei der Suche nach dem Nachfolger für den zurückgetretenen Horst Köhler „ohne jede Orientierung und Führung“. Mit ihrer frühzeitigen Festlegung auf Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) habe die Kanzlerin eine „Machtdemonstration“ in den eigenen Reihen versucht. „Nicht einmal das scheint ihr jetzt noch zu gelingen“, sagte der SPD-Chef. Die Kanzlerin sei zur Getriebenen der Unions-Ministerpräsidenten und anderer Kräfte in der Union geworden.
Enttäuscht zeigte sich Gabriel auch über die ablehnenden Reaktionen auf die Angebote, mit der Opposition über einen über Parteigrenzen hinweg akzeptierten Bundespräsidenten-Kandidaten zu sprechen. Von Merkel habe es auf zwei solcher Offerten lediglich einen „freundlichen Dank“ gegeben. SPD und Grüne seien weiter für solche Gespräche offen. Man bestehe dabei nicht auf einen Bewerber, der unbendigt parteilos sein müsse.
Falls die Koalition jedoch Wulff oder von der Leyen nominiere, werde man auf jeden Fall mit einem eigenen Kandidaten ins Rennen gehen, der auch das Kriterium der Überparteilichkeit erfülle. Es gebe darüber Gespräche mit entsprechenden Persönlichkeiten. Namen wollte er aber nicht nennen. Angesichts des Vorlaufs besonders in der Union bei der Kandidatenfindung zeigte sich Gabriel zuversichtlich, dass ein solcher Bewerber in der Bundesversammlung auch Stimmen aus dem Koalitionslager erhält.