Nach Koch-Mehrin kommt auf die FDP der zweite Fall zu: Nach Vorwürfen bat der saarländische FDP-Europaabgeordnete die Uni um Überprüfung.
Bonn/Brüssel. Der wegen Plagiatsvorwürfen nun ebenfalls in die Kritik geratene saarländische FDP-Europaabgeordnete Jorgo Chatzimarkakis hat die Universität Bonn um Überprüfung seiner Doktorarbeit gebeten. Der Politiker habe den Dekan der philosophischen Fakultät am vergangenen Wochenende gebeten, die Arbeit darauf zu überprüfen, ob sie den Ansprüchen der Universität Bonn an gutes wissenschaftliches Arbeiten genüge, teilte die Hochschule am Montag mit. Sobald die nötigen Unterlagen vorliegen, soll der für die Überprüfung zuständige Promotionsausschuss einberufen werden.
In seiner Bitte um Überprüfung an den Dekan, Prof. Günther Schulz, erklärte Chatzimarkakis, die jüngsten Debatten über Doktorarbeiten deutscher Politiker hätten ihn zu dem Schritt veranlasst. Der FDP-Politiker hatte seine politikwissenschaftliche Doktorarbeit im Jahr 2000 vorgelegt. Sie trägt den Titel „Informationeller Globalismus: Kooperationsmodell globaler Ordnungspolitik am Beispiel des Elektronischen Geschäftsverkehrs“.
Chatzimarkakis sieht sich mit Vorwürfen der Internet-Plattform „VroniPlag Wiki“ konfrontiert, in mindestens einem Fünftel seiner Doktorarbeit gebe es abgeschriebene Stellen. Chatzimarkakis selbst räumte auf seiner Internetseite ein, er habe bei seiner Dissertation verschiedene „Zitierweisen“ verwendet, was „Raum für Spekulationen“ schaffe. Er habe die Universität Bonn und seine damaligen Professoren auf sein Vorgehen „explizit hingewiesen“.
Noch im März hatte Chatzimarkakis Westerwelle kritisiert: Er gefährde die Glaubwürdigkeit der FDP. Als Liberalem hafte einem wegen des Vorsitzendes immer ein gewisser "Igitt-Faktor" an.
Unterdessen erhielt Chatzimarkakis Rückendecklung von seinem Fraktionskollegen im Europaparlament, Alexander Graf Lambsdorff. Dieser forderte: „Schluss mit dem Pranger im Netz“. Chatzimarkakis habe es als „kreativer Kopf und mutiger Querdenker“ mit Sicherheit „nicht nötig gehabt, Textstellen anderer Autoren zu übernehmen, um Ideen zu produzieren“, erklärte Lambsdorff.
Erst vergangene Woche hatte die FDP-Europapolitikerin Silvana Koch-Mehrin wegen einer Plagiatsaffäre ihre Posten als Vorsitzende der FDP im Europaparlament und Vizepräsidentin des Europaparlaments niedergelegt. Vor zwei Monaten war Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zurückgetreten, nachdem bekannt geworden war, dass er große Teile seiner Doktorarbeit ohne Nennung von Quellen abgeschrieben hatte.
(abendblatt.de/dpa)