Kampfkandidatur in Moskau? Den Russen ist schon klar, wer bei einem Aufeinandertreffen von Premier und Präsident gewinnt.
Moskau. Russlands Wähler wünschen sich nach einer Umfrage ein Duell zwischen Regierungschef Wladimir Putin und Kremlchef Dmitri Medwedew bei der Präsidentenwahl im März 2012. Für eine solche Kampfkandidatur hätten sich 42 Prozent ausgesprochen, gab das Meinungsforschungsinstitut Lewada in Moskau bekannt. Allerdings gingen 41 Prozent klar von einem Sieg Putins aus – unabhängig vom Gegner. Das sagte Lewada-Vize-Chef Alexej Graschdankin der Zeitung „Nowyje Iswestija“. Nur 22 Prozent würden Medwedew einen Erfolg zutrauen. Der inhaftierte Kremlkritiker Michail Chodorkowski forderte Medwedew mit Nachdruck zu einer Kandidatur auf. In seiner zweiten Amtszeit müsse der Jurist unbedingt Russlands politisches System reformieren, schrieb der Ex-Ölmanager in einem Beitrag für das Magazin „Kommersant Wlast“.
Dem Parlament und anderen wichtigen Institutionen sei während Putins Präsidentschaft (2000-2008) der Einfluss entzogen worden, kritisierte Chodorkowski. „Die Macht des russischen Staatschefs ist monströs groß. Geben Sie der Staatsduma die Kraft zurück“, appellierte der berühmteste Häftling des Landes. Unter Putin seien Reformen unmöglich. Ex-Kremlchef Putin darf 2012 laut Verfassung wieder antreten. Politologen rechnen damit, dass der machtbewusste Regierungschef diese Möglichkeit nutzt. Sie schließen nicht aus, dass bereits am Wochenende während eines Treffens der Putin-Partei Geeintes Russland eine Entscheidung fällt.
Medwedew hatte mehrfach durchblicken lassen, dass er zwar eine zweite Amtszeit wolle, aber nicht gegen Putin antreten werde. Das Machttandem hat immer wieder erklärt, unter sich auszumachen, wer von beiden im März antrete. (dpa)