Erstmals seit zehn Jahren weilt Nordkoreas Staatschef zu Gesprächen mit Präsident Dimitri Medwedew im einstigen Bruderland des Kommunismus.
Moskau. Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Il ist nach Angaben des Kremls am Sonnabend zu einem Aufenthalt in Russland eingetroffen. Kim werde Sibirien sowie den Fernen Osten Russlands besuchen und im Rahmen seiner Reise zu einem Gespräch mit dem russischen Präsidenten Dimitri Medwedew zusammentreffen, hieß es in Moskau. Die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA meldete, der Staatschef halte sich auf eine Einladung Medwedews hin inoffiziell in Russland auf. Der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap zufolge hat Kim am Sonnabend mit seinem Sonderzug bei der ostrussischen Stadt Khasan die Grenze überquert. Medwedew werde er wahrscheinlich am Dienstag im sibirischen Ulan Ude rund 4400 Kilometer östlich von Moskau treffen, hieß es unter Berufung auf südkoreanische Regierungskreise weiter. Laut Kreml ist der Besuch auf eine Woche angesetzt.
Die Reise Kim Jong Ils ist der erste Besuch des nordkoreanischen Machthabers im einstigen Mitstreiter des Kommunismus seit fast zehn Jahren. Zuletzt hatte Kim Russland im Jahr 2002 besucht. Vergangene Woche hatte die Regierung in Pjöngjang erklärt, Medwedew habe sich in einem Schreiben für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Moskau und den beiden koreanischen Staaten auf dem Energiesektor ausgesprochen. Russland und Südkorea verhandeln mit dem kommunistischen Land über einen Korridor für eine Gaspipeline. Engere Beziehungen unterhält das von anderen Ländern abgeschottete Nordkorea gewöhnlich zu China. Dorthin war Kim in den vergangenen 15 Monaten drei mal gereist.
Nordkorea leidet derzeit unter den Folgen schwerer Überschwemmungen, die die Lebensmittelknappheit in dem verarmten Land noch verstärkt haben. Moskau hatte Pjöngjang vor kurzem eine Lieferung von 50.000 Tonnen Getreidehilfe zugesagt. Zudem machen dem kommunistischen Staat die internationalen Sanktionen zu schaffen, die wegen seines Atomprogramms verhängt wurden. Im Mai besuchte ein nordkoreanischer Diplomat New York, um eine mögliche Wiederaufnahme der Atomgespräche zu diskutieren. (dpa/rtr/dapd)