Der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi hat mit Anschlägen in Europa gedroht, sollten die Luftangriffe der Nato nicht aufhören.
Tripolis. Der libysche Machthaber Muammar al Gaddafi hat mit Anschlägen auf Europa gedroht, sollte die NATO ihre Luftangriffe gegen sein Regime fortsetzen. Wenn die Angriffe nicht eingestellt würden, „können wir beschließen, euch ähnlich zu behandeln“, erklärte Gaddafi in einer am Freitag vor tausenden Anhängern in der libyschen Hauptstadt Tripolis veröffentlichten Audiobotschaft. „Wenn wir uns dazu entschließen, sind wir dazu in der Lage, nach Europa wie Heuschrecken, wie Bienen zu ziehen. Wir raten euch, euch zurückzuziehen, ehe euch ein Desaster zuteilwird“, sagte Gaddafi.
„Diese Menschen (die Libyer) sind dazu in der Lage, diesen Kampf eines Tages nach Europa zu bringen, um auf eure Häuser, Büros, Familien abzuzielen, die zu legitimen militärischen Zielen würden, wie ihr auf unsere Häuser abgezielt habt“, sagte Gaddafi.
Die Audiobotschaft des libyschen Machthabers wurde bei einer der größten Kundgebungen von Regierungsanhängern seit Wochen übertragen. Gaddafi wandte sich von einem unbekannten Ort an seine Anhänger auf dem Grünen Platz in Tripolis. Die Tatsache, dass er sich nicht persönlich zeigte, dürfte ein Zeichen für Sorgen um die Sicherheit Gaddafis sein.
In seiner Rede denunzierte Gaddafi die libyschen Rebellen als Verräter und machte sie für die Probleme Libyens verantwortlich. Libyer, die in das Nachbarland Tunesien geflohen seien, arbeiteten jetzt als „Dienstmädchen für die Tunesier“, sagte er. Gaddafi forderte seine Anhänger auf, „auf die westlichen Berge zu marschieren“, um in der Gegend Waffen zu beseitigen, die von der französischen Regierung vor wenigen Tagen an die Rebellen geliefert wurden.
Die NATO fliegt seit März Luftangriffe gegen die libyschen Regierungstruppen. Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag hat inzwischen Haftbefehl gegen Gaddafi, seinen Sohn Seif al Islam und den libyschen Geheimdienstchef Abdullah al Sanussi erlassen.
Gaddafi-Sohn wehrt sich gegen Vorwürfe
Gaddafis Sohn Seif al Islam wies in einem am Freitag veröffentlichten Interview des russischen Nachrichtensenders RT Vorwürfe zurück, wonach er und sein Vater die Tötung von Zivilpersonen angeordnet haben sollen. Demonstranten seien ums Leben gekommen, als sie versucht hätten, Militäranlagen zu stürmen und Wachen unter einer geltenden Anordnung, sich zu verteidigen, auf sie geschossen hätten, sagte der Gaddafi-Sohn.
Der IStGH beschuldigt Muammar al Gaddafi, dessen Sohn Seif sowie den Geheimdienstchef, die Tötung, Verletzung, Festnahme und Inhaftierung Hunderter Zivilpersonen während der ersten zwölf Tage eines Aufstands gegen den libyschen Machthaber organisiert zu haben. Anschließend hätten sie versucht, ihre Verbrechen zu vertuschen.
In dem Interview kritisierte Seif al Islam Gaddafi den IStGH scharf und erklärte, das Gericht werde von den NATO-Ländern kontrolliert, die jetzt Libyen bombardierten. „Dieses Gericht ist ein Micky-Maus-Gericht“, sagte der Gaddafi-Sohn.
Seif al Islam Gaddafi beschuldigte westliche Nationen, sich in Libyen einzumischen, weil sie hinter dem Öl und anderen Ressourcen des Landes her seien. Ihr Ziel sei es, „Libyen zu kontrollieren“. Der Kampf werde weitergehen, sagte der Gaddafi-Sohn. „Keiner wird aufgeben. Keiner wird die weiße Flagge hissen“, sagte er. „Wir wollen Frieden, aber wenn Sie kämpfen wollen, wir sind keine Feiglinge. Wir werden kämpfen.“