Zum Schutz der Bevölkerung und der Seestreitkräfte bombardierte die Nato Seehäfen. Gaddafi zeigte sich im Staatsfernsehen.
Tripolis. Die Nato hat in der Nacht zum Freitag in Libyen erstmals gezielt mehrere Kriegshäfen bombardiert. Vor Tripolis, Al-Choms und Sirte seien acht Kriegsschiffe getroffen worden, gab das nordatlantische Bündnis bekannt. Fernsehbilder aus Tripolis zeigten ein brennendes Schiff im Hafen der libyschen Hauptstadt.
„Wegen der zunehmenden Verwendung von Seefahrzeugen (durch die Streitkräfte von Machthaber Muammar al-Gaddafi ) hatte die Nato keine andere Wahl, als entschlossen zu handeln, um die libysche Zivilbevölkerung und Nato-Verbände zur See zu schützen“, erklärte ein Sprecher des Marine-Kommandos der Nato in Neapel.
In der Vergangenheit hatten Schiffe und Boote der Gaddafi-Streitkräfte immer wieder humanitäre Hilfsschiffe auf dem Weg in die eingeschlossene Regimegegner-Hochburg Misrata beschossen. Auch hatten Gaddafis Seeverbände immer wieder versucht, den Hafen von Misrata, 210 Kilometer östlich von Tripolis, zu verminen.
Ein Sprecher des britischen Militärs erklärte am Freitag, dass britische Tornado-Kampfflugzeuge an den Angriffen auf den Hafen Al-Choms, 90 Kilometer westlich von Misrata, beteiligt waren. Dort seien zwei Fregatten der Gaddafi-Kriegsmarine sowie eine Dockanlage getroffen worden, in der spezielle Schlauchboote zur unauffälligen Verminung der Gewässer vor Misrata gebaut wurden. Nicht nur das Dock, sondern auch „ein bedeutender Bestand an Booten“ konnte zerstört werden, teilte der Sprecher mit.
Der libysche Regierungssprecher Mussa Ibrahim verurteilte am Freitag die Forderung von US-Präsident Barack Obama, Gaddafi müsse abtreten und das Land verlassen. „Nicht Obama entscheidet, ob Muammar al-Gaddafi Libyen verlässt oder nicht, sondern das libysche Volk entscheidet selbst über seine Zukunft“, sagte Ibrahim. Obama hatte Gaddafi im Rahmen seiner Nahost-Rede am Donnerstag in Washington zum Rücktritt aufgefordert.
Für den in Libyen vermissten Fotoreporter Anton Hammerl besteht indes keine Hoffnung mehr. Er sei seinen Schussverletzungen vom 5. April erlegen, heißt es in einer am Freitag in Johannesburg veröffentlichten Stellungnahme der Familie. Hammerl, der in Großbritannien lebte, war südafrikanischer und österreichischer Staatsbürger.
Gaddafi-Truppen hätten ihn bei der Arbeit an der Front im Osten Libyens tödlich verletzt. Sein Schicksal sei dem Gaddafi-Regime wohl bekannt gewesen, aber bis zuletzt verheimlicht worden. Erst am späten Donnerstag sei sie über den Tod des Fotografen unterrichtet worden, teilte die Familie mit. (dpa)