Nato-Jets haben das Wohnhaus einer Familie in Tripolis bombardiert. Die libysche Regierung behauptet, neun Menschen seien dabei gestorben.
Tripolis/Brüssel. Die Nato hat eingeräumt, versehentlich ein Wohnhaus in der libyschen Hauptstadt Tripolis bombardiert zu haben. Die libysche Regierung sagte, bei dem Angriff seien mindestens neun Menschen getötet worden, darunter zwei Kinder. Der Oberkommandeur des Nato-Einsatzes in Libyen, der kanadische General Charles Bouchard, bedauerte in einer am Sonntagabend veröffentlichten Erklärung den Vorfall.
„Obwohl wir die Einzelheiten des Zwischenfalls noch ermitteln, scheint es so, dass ein Fehler in einem Waffensystem diesen Zwischenfall verursacht hat“, heißt es in der Erklärung Bouchards. „Es scheint, als ob eine Bombe nicht das beabsichtigte Ziel getroffen hat. Die Nato bedauert den Verlust unschuldiger Menschenleben und sie geht sehr sorgsam vor im Kampf gegen ein Regime, das entschlossen ist, Gewalt gegen seine eigenen Bürger anzuwenden.“
Die Nato hatte am Sonntag nach eigenen Angaben verschiedene Ziele in und um Tripolis angegriffen, darunter ein Befehlszentrum und zwei Depots von Militärfahrzeugen. Ein Raketenwerfer, vier Artilleriegeschütze und zwei Abschussrampen für Boden-Luft-Raketen seien dabei zerstört worden.
Die staatliche Nachrichtenagentur Libyens hatte von dem getroffenen Wohnhaus berichtet. Ausländische Journalisten wurden zum Ort des Geschehens geführt und konnten die Bergung einer Leiche aus einem Wohnhaus sehen. Zahlreiche Nachbarn halfen bei den Bergungsarbeiten. Später wurde den Reportern in einem Krankenhaus die Leiche eines Kleinkindes gezeigt.
Wenige Stunden zuvor hatte die Brüsseler Nato-Zentrale bereits einen anderen Vorfall bedauert. Am Donnerstag hatten Nato-Flugzeuge nahe der ost-libyschen Stadt Al-Brega versehentlich Panzer und andere Militärfahrzeuge der Gaddafi-Gegner beschossen. In einer „besonders komplizierten und dynamischen Gefechtsfeldsituation“ habe man sie irrtümlich für eine Fahrzeugkolonne der Gaddafi-Truppen gehalten. Nach Rebellen-Angaben waren 16 Aufständische verletzt worden.