Die Entdeckung der UPS-Paketbomben lief ab wie ein Spionage-Thriller. Den Sprengstoff PETN hatte schon der Unterhosenbomber Abdulmtallab benutzt.
Hamburg/London. Der Unterhosenbomber sollte dem Terrornetzwerk al-Qaida Gewissheit bringen: Kann man Sprengstoff an Bord schmuggeln und im Flugzeug zünden? Die Antwort lautete: ja. Doch die Terroristen hatten nicht mit der Dummheit ihres mörderischen Fluggastes gerechnet – und mit dem Widerstand der Mitpassagiere. Der Nigerianer Faruk Abdulmutallab hatte an Weihnachten 2009 versucht, sich an Bord eines US-Passagierflugzeuges in die Luft zu sprengen. Die Zündung des Sprengsatzes, den er in der Unterhose versteckt hatte, misslang beim Landeanflug auf Detroit. Abdulmutallab wurde schon beim Hantieren mit dem Sprengstoff PETN überwältigt. Auch der gescheiterte „Schuh-Bomber“ Richard Reid hatte im Jahr 2001 PETN verwenden wollen, um eine Maschine auf dem Flug von Paris nach Miami zu sprengen.
PETN ist Bestandteil des Plastiksprengstoffes Semtex. Es wurde bereits bei mehreren Anschlägen verwendet. Durch einen Zünder oder große Hitze wird eine Detonation ausgelöst, die eine Passagiermaschine zum Absturz bringen kann. Im Fall des in Großbritannien gefunden Pakets war der Sprengstoff mit der Sim-Karte eines Handys und weiteren Bauteilen verbunden und in einer Druckerpatrone versteckt .
Schon am vergangenen Donnerstag erhielt der britische Geheimdienst MI6 einen Hinweis aus dem Jemen, dass die beiden Maschinen mit Zwischenstopp in Dubai und Köln Bombenpakete enthalten. Nach Angaben aus Washington soll der saudische Geheimdienst die US-Kollegen informiert haben. Auch US-Präsident Barack Obama wurde sofort benachrichtigt. Ein Paket flog in einer Passagiermaschine der Qatar Airways von Sanaa über Doha nach Dubai und wurde dort entdeckt.
Das andere Paket wurde in Köln/Bonn umgeladen und flog zum Flughafen East Midlands bei Nottingham. Dort wurde es um 3.28 Uhr am frühen Freitagmorgen entdeckt. Nach dem ersten Alarm gab es zunächst Entwarnung, dann wieder eine Bestätigung: eine Bombe. Weitere Flugzeuge von UPS, DHL und FedEx in den USA wurden nach der Landung scharf kontrolliert. Zwei Kampfjets eskortierten eine Emirates-Maschine nach New York.
Während Innenminister Thomas de Maizière am Sonnabend Nachmittag sagte, in Deutschland bestehe keine Gefahr, wurden in Jemen 26 verdächtige Pakete entdeckt . Am Sonnabend traf sich Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem britischen Premier David Cameron auf dessen Landsitz bei London. Noch vor den beiden erklärte Scotland Yard abends: Ein Bombenpaket wurde in Köln umgeladen. Offiziell bestätigte Innenminister de Maizière das erst am Sonntag Mittag.
Ein Paket war an die Chicagoer Emanuel-Gemeinde adressiert. Dessen Rabbi Michael Zedek sagt dem „Wall Street Journal“, es soll vier an die Gemeinde gerichtete Bomben gegeben haben und nicht nur zwei. Nicht seine Gemeinde sei der Adressat gewesen, sondern die Schwester-Synagoge Or Chadash imselben Gebäude. Das sei eine Gemeinde speziell für Schwule und Lesben.