Nach dem Fund zweier Sprengstoff-Päckchen, haben Fahnder 26 weitere entdeckt und Mitarbeiter des internationalen Flughafens Saana verhaftet.
Saana. Nach dem in Dubai und Großbritannien in zwei Luftfrachtmaschinen Paketbomben gefunden wurden, haben die Behörden im Jemen 26 weitere verdächtige Pakete entdeckt. Mitarbeiter von Luftfrachtgesellschaften und der Frachtabteilung des internationalen Flughafens in Saana seien festgenommen worden, hieß es aus jemenitischen Ermittlerkreisen. In Dubai und Großbritannien waren zuvor zwei Pakete mit Sprengstoff entdeckt worden, die laut US-Regierung für jüdische Organisationen in den USA bestimmt waren.
Nach Angaben der Bundesregierung gibt es keine konkreten Hinweise auf Anschlagsplanungen gegen Deutschland . Die Vorfälle fügten sich in die bekannte Gefährdungslage ein, erklärte Bundesinnenminister Thomas de Maiziere. Die Regierung unternehme gemeinsam mit Verbündeten und den Sicherheitsbehörden alles, was möglich sei für den Schutz der Bevölkerung. „Die Sicherheitsmaßnahmen in Deutschland liegen auf einem hohen und lageangepassten Niveau.“
Die USA verstärken dagegen ihre Kontrolle zur Abwehr von terroristischen Angriffen, nachdem am Freitag Sprengstoff in zwei Paketen aus dem Jemen gefunden worden war, die an jüdische Zentren in den USA gehen sollten. US-Präsident Barack Obama zufolge werden die amerikanischen Sicherheitsvorkehrungen für den Luftverkehr so lange verschärft wie nötig. Die Behörden suchen nach weiteren Frachtsendungen aus dem Jemen, die ebenfalls Paketbomben enthalten könnten. Obama nannte die beiden in Frachtflugzeugen in Dubai und Großbritannien sichergestellten Pakete eine „glaubhafte terroristische Bedrohung“ . Er machte am Freitagabend zugleich deutlich, dass die USA keine Anstrengung scheuten, um die Verantwortlichen ausfindig zu machen.
Nach US-Angaben enthalten die Päckchen vermutlich Sprengstoff, stammen aus dem Jemen und waren an jüdische Einrichtungen in Chicago gerichtet. Verdächtig sei die al-Qaida-Gruppe auf der Arabischen Halbinsel, die bereits für den vereitelten Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug an Weihnachten vergangenen Jahres verantwortlich gemacht worden war. Der „New York Times“ zufolge enthielten die beiden Pakete die explosive Substanz PETN, die auch der damalige mutmaßliche Attentäter benutzt hatte. Der nigerianische Islamist hatte die Bombe in seiner Unterwäsche versteckt. Inhalt der beiden gefundenen Pakete seien mit Sprengstoff gefüllte Computerdrucker-Patronen gewesen, zitierte die Zeitung die Abgeordnete Jane Harman, die im Heimatschutz-Ausschuss sitzt. Die zu den Demokraten gehörende Parlamentarierin sei von der Behörde für Transportsicherheit unterrichtet worden, hieß es. Als Sprengzünder hätten in einem Fall ein Handy, im anderen eine Schaltuhr gedient. US-Strafverfolger wollten sich dazu nicht äußern. Die Untersuchungen liefen noch, hieß es lediglich.
Die Arabische Halbinsel gilt als neue Hochburg des in Afghanistan und Pakistan militärisch unter Druck geratenen al-Qaida-Netzes. Dessen Gruppe im Jemen gilt seit längerem als der aggressivste Arm der Extremistenorganisation, die am 11. September 2001 die Anschläge in den USA verübt hatte.
Ein Vertreter der US-Regierung und mehrere Analysten äußerten die Vermutung, dass die Pakete nur ein Test der Extremisten sein könnten, um die Frachtkontrollen und die Reaktion der Sicherheitsbehörden zu prüfen. Der entscheidende Hinweis auf die beiden Paketbomben kam nach US-Angaben aus Saudi-Arabien. „Die USA danken dem Königreich Saudi-Arabien für seine Hilfe bei der Übermittlung von Informationen, die die unmittelbare Bedrohung aus dem Jemen deutlich gemacht haben“, erklärte Obamas Anti-Terror-Beauftragter John Brennan. Auch Großbritannien, die Vereinigten Arabischen Emirate und „andere Freunde und Partner“ hätten dazu beigetragen, die verdächtigen Sendungen auf den Flughäfen East Midlands nahe Birmingham und Dubai aufzuspüren.
Die mutmaßlichen Anschlagversuche schrecken die US-Bürger wenige Tage vor den Kongresswahlen auf. Der Wahlkampf wurde bislang nicht vom Thema Terrorismus bestimmt, sondern von der schleppenden Konjunkturentwicklung und der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit. Analysten rechnen bisher damit, dass die Demokratische Partei im Repräsentantenhaus die Mehrheit verlieren wird. Nicht ausgeschlossen wird, dass die Republikaner nach der Wahl auch den Senat dominieren werden.