Ein Bomben-Päckchen für Nicolas Sarkozy wurde entschärft. Deutschland verbietet Flüge aus dem Jemen. Neue Details über die Bomben.
Berlin/Athen. Über die Seriennummern von Bauteilen wollen die Behörden der Vereinigten Arabischen Emirate die Spur einer aus dem Jemen verschickten Bombe zurückverfolgen. Wie die Ermittler mitteilten, werden dazu die Informationen über einen Drucker sowie die Leiterplatte eines Handys mit den Behörden der USA und anderer Staaten ausgetauscht.
Die in der vergangenen Woche in Dubai gefundene Paketbombe wurde an Bord von zwei Passagierflugzeugen transportiert. Ein Sprecher der Fluggesellschaft Qatar Airways hatte erklärt, das Paket sei zunächst von der jemenitischen Hauptstadt Sanaa nach Doha in Katar geflogen worden. Von dort sei es weiter nach Dubai gebracht worden, wo es von den Behörden sichergestellt wurde. Das andere Paket wurde über Köln-Bonn nach Großbritannien transportiert und dort am Flughafen East Midlands entdeckt. Die Pakete waren für eine jüdische Gemeinde in Chicago bestimmt.
Deutschland verhängte am Montag ein Landeverbot für Flugzeuge aus Jemen und untersagte ebenso wie andere Staaten die Annahme weiterer Luftfracht aus Jemen. Die deutsche Flugsicherung sei angewiesen worden, direkte und indirekte Flüge aus dem Jemen abzuweisen, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums. Allerdings gibt es derzeit von Sanaa nur einzelne Flüge der Airline Yemenia nach Deutschland. Der Sprecher des Verkehrsministeriums sagte, dass für in Deutschland bereits lagernde Fracht aus dem Jemen seit Sonnabend eine „hundertprozentige Kontrolle“ gelte. Nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert wird geprüft, ob ein Frachtverbot auch für andere Länder eingeführt werden soll.
Wie die jemenitische Nachrichtenagentur Saba berichtete, wird sämtliche Fracht, die die Flughäfen des Landes verlässt, fortan „außergewöhnlichen“ Sicherheitschecks unterzogen. Mehrere zunächst festgenommene Verdächtige wurden nach einer Überprüfung aber wieder freigelassen. Die US-Ermittler sehen nach Behördenangaben in dem saudi-arabischen Extremisten Ibrahim Hassan al-Asiri eine Schlüsselfigur.
In Athen entdeckte die griechische Polizei ein Bomben-Päckchen, das an den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy adressiert war . Ein Zusammenhang mit den geplanten Al-Qaida-Anschlägen bestehe jedoch nicht, so die Polizei. Bei der Explosion einer Paketbombe in Athen ist eine Angestellte eines Kurierdienstes verletzt worden. Der Polizei gelang es anschließend, drei weitere Briefbomben zu entschärfen und zwei Verdächtige festzunehmen.
+++ Jemen – Köln – England: Das war der Weg der Bombe +++
Das in Dubai gefundene Paket war von FedEx transportiert worden, das in Großbritannien gefundene von UPS. Darin befanden sich nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen HP-Laserdrucker des Typs P2055. In den Geräten war die Tonerkartusche durch einen fast exakt nachgebauten Behälter mit dem Plastiksprengstoff Pentrit (PETN) ersetzt worden. Auch enthielt er einen Zündmechanismus unter anderem aus Handy-Bauteilen.
Entdeckt wurden die Pakete aufgrund von Hinweisen saudiarabischer Behörden unter anderem an das Bundeskriminalamt (BKA). Diese trafen zwar erst ein, als das UPS-Paket Deutschland wieder verlassen hatten, führten aber offenbar zu dessen Entdeckung in Großbritannien. Andere Quellen sprechen von Tipps aus dem britischen Geheimdienst MI6.
Das Paket in Dubai enthielt demnach 300 Gramm, das in East Midlands 400 Gramm PETN. Der Sprengstoff ist mit Röntgengeräten nur schwer zu entdecken, mit Spürhunden in Reinform gar nicht. Die Ladung habe „eine erhebliche Sprengwirkung“, hieß es in Berlin. Die Bomben seien offenbar „sehr professionelle Arbeit“.
In Deutschland wurde nach den Anschlagsversuchen am Montag ein Arbeitsstab eingerichtet, um über Konsequenzen zu beraten. In Berlin wurde allerdings davor gewarnt, die Möglichkeiten zum Beispiel für schärfere Kontrollen zu überschätzen. Bislang wird Luftfracht nur im Ausgangsland kontrolliert, im Transit nur auf besondere Veranlassung. „Sonst würde das ganze System zusammenbrechen“, hieß es aus Regierungskreisen.
Nicht bestätigt wurden Medienberichte, wonach die für Chicago aufgegebenen Bomben bereits an Bord der Frachtmaschinen explodieren sollten. „Wir haben definitiv noch keine belastbaren Erkenntnisse, dass diese Fracht hätte in der Luft explodieren können“, hieß es.
Nach dem Paketbomben-Fund ist ein US-Ermittlungsteam auf dem Weg in den Jemen. Die Antiterror- und Sicherheitsexperten sollen den jemenitischen Behörden bei der Suche nach Verdächtigen im Zusammenhang mit dem versuchten Anschlag helfen. John Pistole von der US-Luftsicherheitsbehörde sagte dem Fernsehsender CBS, seine Behörde habe Experten entsandt, um Frachtkontrolleure im Jemen auszubilden und die nötige Ausrüstung bereitzustellen.