Hamburg. Ein Wort reicht aus, um einen Staat ins Wanken zu bringen: Junk. Auf Deutsch: Ramsch. Zumindest wenn dieses Wort einen der folgenden Absender haben: Standard & Poor's (S&P), Moody's oder Fitch. Das sind die weltweit einflussreichsten Rating-Agenturen. Sie bewerten die Kreditwürdigkeit von Unternehmen, Banken - und eben von Staaten. Dabei fließen veröffentlichte Zahlen ebenso ein wie Brancheneinschätzungen oder eine Beurteilung des Managements. Je schlechter sie die Bonität eines Marktteilnehmers oder eines Landes beurteilen, umso teurer und schwieriger wird es für die Akteure, sich Geld bei den Banken zu besorgen. Die Refinanzierungskosten für Kredite steigen. Schlimmstenfalls ziehen Geldgeber ihr Kapital gleich ganz aus dem Unternehmen oder dem Land ab.
Für Staaten wie Deutschland und die USA gibt es von den Rating-Agenturen Bestnoten. In deren Sprache heißt das AAA ("Triple A"). Es folgen AA, A, BBB, BB, B, CCC, CC, C. Die Skala reicht bis D. Das bedeutet, dass ein Ausfall des Schuldners eingetreten ist. Auch wenn Griechenland nur mit BBB-minus bewertet ist, hat der Zusatz "Junk" fatale Folgen. Die Risikoprämien für Athen schossen auf einen neuen Rekordstand. Dem Wort "Junk" steht eine zwölfstellige Zahl gegenüber: Griechenland braucht zur Abwehr einer Pleite wohl weit mehr als 120 Milliarden Euro.
Kritiker bemängeln, es bleibe oft unklar, welcher Anteil der Bonitätseinstufungen (Ratings) Mathematik und was Meinung ist. In der Finanzkrise wurden die Rating-Agenturen an den Pranger gestellt: Weil sie Ramschpapiere als sichere Geldanlage anpriesen, wurde ihnen eine Mitschuld an der Krise gegeben. Auch im Fall Griechenland ermahnte die EU jetzt die Rating-Agenturen und rief sie zu verantwortungsvollen Bewertungen auf.