Im vergangenen Jahr ist die Zahl der zivilen Opfer in Afghanistan um 14 Prozent gestiegen. Verantwortlich dafür seien laut Uno vor allem die Taliban.
Kabul. Für Zivilisten war das vergangene eines der blutigsten Jahre in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban Ende 2001. Laut der Mission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA) sind 2.412 Menschen getötet worden, die nicht unmittelbar an den Konflikten beteiligt waren. Das sei der höchste Stand seit 2001. Verglichen mit dem Vorjahr sei die Zahl der zivilen Opfer um 14 Prozent gestiegen. Aufständische wie die Taliban seien für rund zwei Drittel (67 Prozent) dieser Toten verantwortlich gewesen. 25 Prozent der zivilen Opfer hätten Militäroperationen wie etwa der von der Bundeswehr angeordnete Luftangriff von Kundus verursacht. Die restlichen acht Prozent ließen sich keiner Konfliktpartei zuordnen.
UNAMA teilte mit, die Zahl der bei Angriffen und Anschlägen der Aufständischen getöteten Zivilisten habe im abgelaufenen Jahr um 40 Prozent zugelegt. Die Zahl der Opfer, für die ausländische und einheimische Sicherheitskräfte verantwortlich waren, habe seit dem Vorjahr dagegen um 28 Prozent abgenommen. Von diesen knapp 600 getöteten Unbeteiligten seien 60 Prozent bei Luftangriffen der Truppen ums Leben gekommen. Die Aufständischen seien weiterhin für den Großteil der Opfer verantwortlich und töteten dreimal so viele Unbeteiligte wie die Regierungstruppen.
Die UNAMA-Verantwortliche für Menschenrechte, Norah Niland, sagte, der Rückgang ziviler Opfer bei Militäroperationen sei auf das vorsichtigere Vorgehen der Truppen zurückzuführen. Die Sicherheitskräfte müssten ihre Anstrengungen aber noch verstärken. UNAMArief beide Konfliktparteien dazu auf, ihren internationalen Verpflichtungen nachzukommen und die Auswirkungen auf Zivilisten zu minimieren. „Der Konflikt hat sich verschärft und in Gegenden ausgebreitet, die zuvor als sicher galten“, sagte Niland. „Die Sicherheit und das Wohlergehen der Zivilbevölkerung müssen an erster Stelle stehen.“
In Deutschland hatte besonders der im vergangenen September von der Bundeswehrangeordnete Luftangriff im nordafghanischen Kundus eine Debatte um zivile Opfer ausgelöst. UNAMA machte keine Angaben zur Zahl der zivilen Opfer bei dem Bombardement von Kundus. Nach Angaben der von Präsident Hamid Karsai eingesetzten Untersuchungskommission waren damals 30 Zivilisten und 69 Taliban getötet worden. Die NATOhatte die Opferzahl insgesamt mit bis zu 142 angegeben, darunter eine nicht näher genannte Anzahl Zivilisten.