Vor dem Luftangriff hat die US-Luftwaffe der Bundeswehr offenbar vergebens Tiefflüge ohne Bombardement vorgeschlagen.
Berlin. Vor dem von der Bundeswehr angeforderten Luftangriff bei Kundus haben sich die US-Piloten einem Bericht zufolge kritisch gegenüber dem deutschen Fliegerleitoffizier geäußert. Sie hätten mehrfach Tiefflüge als Warnung statt eines Angriffs vorgeschlagen, berichtete das Magazin „Spiegel“ am Sonnabend vorab unter Berufung auf Auszüge aus dem Nato-Abschlussbericht. Bei dem Luftangriff auf zwei von den Taliban entführte Tanklaster Anfang September waren auch Zivilsten ums Leben gekommen.
Ein US-Kommandeur habe bei seiner Vernehmung berichtet, dass es während des Einsatzes Meinungsverschiedenheiten darüber gegeben habe, wie viele Bomben abgeworfen werden sollten. Der deutsche Fliegerleitoffizier habe sechs Bomben gefordert. Die Besatzung des US-Jagdbombers habe widersprochen, es seien nur zwei Bomben nötig.
Außerdem zeigten laut „Spiegel“ Auszüge des Funkverkehrs zwischen dem US-Piloten und dem Fliegerleitoffizier, dass die Besatzung des F-15-Jagdbombers nicht nur ein- oder zweimal Tiefflüge vorgeschlagen habe, sondern fünfmal. Der deutsche Offizier habe geantwortet: „Negativ. Das Ziel soll sofort angegriffen werden.“
Der früherer Außenminister Frank-Walter Steinmeier schloss unterdessen nicht aus, dass dem Auswärtigen Amt Informationen über den Luftangriff vorenthalten wurden. Dies müsse der Untersuchungsausschuss genauso klären wie die Frage, „was das Kanzleramt wann wusste“, sagte der SPD-Politiker der „Welt am Sonntag“ laut Vorabbericht. Dem Auswärtigen Amt sei der Feldjägerbericht zum Hergang des Angriffs erst am 27. November zugestellt worden, sagte Steinmeier.