Anhänger der Übergangsregierung und des gestürzten Präsidenten lieferten sich Straßenschlachten um die Kontrolle von Gebäuden.
Dschalal-Abad. Bei den blutigsten Auseinandersetzungen seit dem gewaltsamen Regierungswechsel vor fünf Wochen ist im Süden Kirgistans mindestens ein Mensch getötet worden. Von den 60 Verletzten haben 32 Menschen Schusswunden erlitten. Das teilte das Gesundheitsministerium am Freitag mit.
Mehrere hundert Anhänger der kirgisischen Übergangsregierung und des gestürzten Präsidenten Kurmanbek Bakijew lieferten sich Straßenschlachten um die Kontrolle von Verwaltungsgebäuden in Dschalal-Abad. Mehrere hundert, zum Teil mit automatischen Waffen bewaffnete Bakijew-Anhänger hatten am Donnerstag das zentrale Verwaltungsgebäude besetzt. Am Freitag wurden sie von Anhängern der Übergangsregierung in einer stundenlangen Konfrontation aus dem Gebäude vertrieben. Es waren die schwersten Zusammenstöße seit dem Umsturz am 7. April.
Auch in Osch, einer Stadt 70 Kilometer von Dschalal-Abad, bewarfen sich Anhänger beider Seiten mit Steinen. Schwere Verletzungen soll es dabei nicht gegeben haben. Der Süden Kirgistans gilt als Hochburg Bakijews, dem in Weißrussland Asyl gewährt wurde.
Sowohl die USA als auch Russland haben Militärstützpunkte in dem mittelasiatischen Land. Die US-Botschaft in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek zeigte sich besorgt über die jüngste Eskalation und forderte ein Ende der Gewalt. Der Kreml schickte einen Sondergesandten nach Kirgistan. Russland wolle sich aber nicht in die inneren Angelegenheiten einmischen, sagte der Sekretär des russischen Sicherheitsrates, Nikolai Patruschew. Die Übergangsregierung sei in der Lage, die Ordnung wieder herzustellen, wurde er von russischen Nachrichtenagenturen zitiert.
Die Übergangsregierung macht den ältesten Sohn Bakijews, Marat, für die Unruhen verantwortlich. Bei einer eilig einberufenen Sondersitzung sagte der amtierende Sicherheitschef Keneschbek Duischebayew, Marat finanziere vom angrenzenden Kasachstan aus die Unruhen mit knapp 800.000 Euro.