Viele der Opfer erlitten Schusswunden. Die Übergangspräsidentin Rosa Otunbajewa appellierte besonders an die Frauen.
Moskau/Osch. Bei erneuten Unruhen in Kirgistan sind nach amtlichen Angaben mindestens zwölf Menschen getötet und mehr als 120 verletzt worden. Gesundheitsministerin Jelena Bailinowa sagte am Freitag, viele der Opfer hätten bei den Zusammenstößen in der südlichen Stadt Osch am Donnerstagabend Schusswunden erlitten. Die Behörden verhängten den Ausnahmezustand in der zweitgrößten kirgisischen Stadt.
Augenzeugen hatten zuvor von langanhaltendem Gewehrfeuer in Osch berichtet. Örtliche Medien berichteten, mit Stöcken und Steinen bewaffnete Gruppen junger Männer griffen Geschäfte an und steckten Autos in Brand.
Die Übergangsregierung entsandte Truppen und Panzerfahrzeuge in die zweitgrößte Stadt des mittelasiatischen Landes. Anwohner sagten, auch am Freitagmorgen sei in ihrer Stadt noch geschossen worden. Mehrere Gebäude in Osch stünden in Flammen. Nicht bekannt war, was die Zusammenstöße ausgelöst habe. Der Ausnahmezustand soll bis zum 20. Juni gelten, teilte die Regierung mit. Von 20 Uhr bis 6 Uhr wurde ein Ausgehverbot verhängt.
Die Lage in Kirgistan ist seit dem Sturz von Präsident Kurmanbek Bakijew im April gespannt. Übergangspräsidentin Rosa Otunbajewa rief in einer Fernsehansprache am Freitag die Bürger zur Ruhe auf. „Ich möchte besonders an die Frauen von Kirgistan appellieren“, sagte sie. „Liebe Schwestern, findet die richtigen Worte für eure Söhne, Männer und Brüder. In der derzeitigen Lage ist es inakzeptabel, sich Gefühlen von Vergeltung und Wut hinzugeben.“