Ein Skandal-Autor räumt mit dem Mutti-Image der Tea-Party-Politikerin auf. Die selbstverliebte Palin soll sogar ihre Kinder vernachlässigt haben.
Washington/New York. Sarah Palin steht für konservative Werte. Als aufopferungsvolle Ehefrau und Mutter, die ihre Kinder zum Eishockey fährt, macht sie sich gern mit republikanischen Wählerinnen gemein. Jetzt muss die Ikone der populistischen Tea Party um dieses Image bangen. Eine neue Skandal-Biografie zeigt die 47-Jährige in völlig anderem Licht: Sexaffären, Kokainorgien und noch dazu eine kaltschnäuzige Rabenmutter – so sei das wahre Gesicht von Alaskas Ex-Gouverneurin, behauptet der Autor Joe McGinniss. Sein nicht autorisiertes Buch „The Rogue: Searching for the Real Sarah Palin“ kommt an diesem Dienstag in den USA in die Buchläden.
An Schlägen unter die Gürtellinie fehlt es nicht. So soll die ehemalige Schönheitskönigin ihren heutigen Mann Todd nach Strich und Faden betrogen haben. Wenige Monate vor ihrer Hochzeit habe die damalige Studentin und Sportreporterin ein Verhältnis mit dem schwarzen Basketball-Star Glen Rice gehabt. „Sie hatte eine Zeit lang eine Vorliebe für schwarze Jungs“, so eine anonyme Freundin. Der Zwei-Meter-Mann hält sich bedeckt, wenn er im Buch über „Sweetheart“ Sarah spricht. „Wir hingen meistens in dem Motel ab, in dem das Team wohnte“, gestand er McGinnis. „Es geschah alles mit Respekt, nicht übereilt.“
Mit Respekt wies ein weiterer mutmaßlicher Liebhaber der inzwischen verheirateten Palin jeden Verdacht auf Ehebruch von sich: der Geschäftspartner ihres Mannes Todd. Sarahs mehrmonatige Affäre mit Brad Hanson soll Mitte der 1990er-Jahre dazu geführt haben, dass Todd den gemeinsamen Schneemobil-Handel dichtmachte. In der Ehe soll es mächtig gekriselt haben, will McGinniss von nicht namentlich genannten Freunden erfahren haben. Hanson und Palin hatten diese alten Gerüchte bereits bestritten, als sie im Zuge des Wahlkampfs 2008 durch die amerikanische Klatschpresse gingen.
Neu ist hingegen der Vorwurf, „Mama Grizzly“ habe sich im Schnee mit Kokain aufgewärmt. Auf einer Schneemobil-Tour mit Freunden habe sie die Droge von einem Ölfass geschnüffelt. Diesmal gemeinsam mit ihrem Mann, von dem ein angeblicher Freund im Buch berichtet, er sei häufig „völlig hinüber“ gewesen.
Schon während ihrer Studienzeit habe die heutige Galionsfigur der ultrarechten Tea Party gern Marihuana geraucht – unter anderem mit einem ihrer Professoren und Vater ihrer Freundin.
Was ihre Anhänger wiederum aus ihrem Palin-Rausch reißen könnte, ist etwas anderes. McGinniss demontiert das Bild der fürsorglichen, werteorientierten Hockey-Mum, das die fünffache Mutter so gern vor sich herträgt. Palin sei in Wirklichkeit eine narzisstische Rabenmutter, deren Kinder sich in der Regel von angebrannten „Macaroni and Cheese“-Fertiggerichten ernähren müssten. Häufig seien sie völlig sich selbst überlassen gewesen, behauptet der Autor.
Erste Passagen der unautorisierten Biografie waren bereits in der Klatschzeitung „National Enquirer“ abgedruckt worden. McGinniss' Enthüllungen seien „veraltet, belanglos und für jeden mit Internet-Zugang leicht zu haben“, kritisierte die Tageszeitung „New York Times“. Und die „Washington Post“ warf dem Biografen vor, lediglich mit vagen Quellen die Gerüchteküche um Palin zu bedienen.
„Alles Lüge“, fauchte Todd Palin in einer Erklärung über das Büro seiner Frau zurück. Joe McGinniss sei ein notorischer Stalker, der eigentlich Sarah liebe. „Er ging soweit, neben uns zu ziehen, um uns zu verfolgen und auszuspionieren und seine gruselige Fixierung auf meine Frau zu befriedigen.“ Das Buch sei „voller ekelhafter Lügen, Anzüglichkeiten und Schmierereien“. (dpa)