Zufall oder gezielter Griff nach dem Zubehör des Präsidenten? Der gestohlene Truck tauchte wieder auf – und die Republikaner spotten.

Richmond/Hamburg. Wer POTUS ist, das wissen die meisten Politikinteressierten. Das ist der „President of the United States“, derzeit Barack Obama. Ein glänzender Redner. Und jetzt kommt TOTUS ins Spiel. Denn TOTUS ist weg, besser gesagt: war weg. TOTUS ist der Teleprompter of the United States, die Rede-Hilfe, wenn Barack Obama seine glänzenden rhetorischen Salven ins Publikum und in die Fernsehkameras feuert. Der Teleprompter ist seine größte Hilfe, denn man sieht ihn nicht und kann gut vorbereitete Reden halten, sodass der Zuhörer meint, Obama rede frei. Das machte ihn bereits zum Gespött der Republikaner . Die meinten bereits: Obama müsse ja so viel politischen Unsinn reden, denn er lese ja schließlich nur vom Teleprompter ab.

Doch der war jetzt kurzeitig gestohlen. Auf seiner Tournee durch die USA war bei Richmond in Virginia Obama Opfer eines dreisten Diebstahls geworden. Sein Truck mit Ausrüstungsgegenständen für Reden wurde vor einem Hotel in Henrico County entwendet. Darin hätten sich unter anderem Pulte, Lautsprecheranlagen und Insignien im Wert von 200.000 Dollar (146.000 Euro) befunden. Und eben der Teleprompter.

Der Wagen des Pentagons sei später vor einem anderen Hotel nahe dem Flughafen von Richmond gefunden worden. Ob die Ausrüstung Obamas sich noch darin befand, wurde nicht bekannt. Jetzt soll ermittelt werden, ob die Diebe am Montag wussten, was sie stahlen, oder einen Zufallstreffer landeten.

Weder das Weiße Haus noch die Polizei in Henrico County machten Angaben dazu, ob die Diebe den Motor kurzschlossen oder irgendwie an die Schlüssel kamen. Die Abteilung des Verteidigungsministeriums, der der Laster gehört, betonte, es seien keine geheimen Informationen an Bord gewesen. „Wir nehmen so etwas sehr ernst“, hieß es mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen.

Und was Obamas Teleprompter betrifft, so sagte der Medienstratege Fred Davis, der bereits für mehrere republikanische Politiker im Einsatz war: „Er ist negativ besetzt, als Zeichen fehlender Authentizität. Er gilt als Zeichen, dass man nicht alleine sprechen kann. Er gilt als Zeichen, dass jemand hinter einem steht, der einem vorgibt, was man sagen soll.“ Republikanische Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur weisen den Einsatz von Telepromptern entsprechend von sich – zumindest bei bestimmten Gelegenheiten.

Zu Obamas Verteidigung sagte die Historikerin Doris Kearns Goodwin, unter Präsident Lyndon B. Johnson einst Beraterin im Weißen Haus: „Es ist ja nicht so, dass Obama nicht intelligent genug ist für eine wirkliche gute Rede nach Notizen“, betont sie. Aber es sei nun einmal etwas anderes, ob ein Präsident sich äußere oder ein Kandidat für das Weiße Haus – ob ein Präsidentschaftsbewerber etwas Dummes von sich gebe, das für einige Tage durch die Medien geistere, oder ob der Regierungschef sich uneindeutig ausdrücke und dies internationale Folgen haben könnte. Bei manchmal mehreren Reden täglich zu verschiedenen Themen greift dieses Argument noch einmal mehr.

Seit seiner Erfindung vor einem halben Jahrhundert wurde der Teleprompter von Präsidenten und Kandidaten genutzt, von Republikanern und Demokraten. Und obwohl sich einige Republikaner über Obamas Stütze lustig machen, kommen sie doch nicht immer ohne aus. So verließ sich der derzeit aussichtsreichste Bewerber um die republikanische Präsidentschaftskandidatur, Mitt Romney, bei der Vorstellung seiner Bewerbung auf den Teleprompter. Und wenngleich er oft ohne auftritt, setzte er ihn im Werben um Unterstützer bereits mehrmals ein.

Die Kandidatin Michele Bachman hat sich als Feindin des elektronischen Helfers positioniert. Sollte sie es ins Weiße Haus schaffen, werde sie Teleprompter verbannen, kündigte sie an. Allerdings ist auch sie ein gebranntes Kind: Bei einer Rede mit Teleprompter im Januar las sie in die falsche Kamera. (ryb/dapd)