Sarah Palins Mails wurden nur in Papierform herausgegeben. Eine Internetseite hat nun alles digitalisiert. Ist ein Skandal zu erwarten?

Washington. Einige werden die Mails ganz genau durchforsten und ganz genau nach einem Skandal suchen, denn Feinde hat sie genug. Nachdem tausende E-Mails der erzkonservativen US-Politikerin Sarah Palin in Papierform herausgegeben wurden, sind die Dokumente bereits jetzt online durchsuchbar. Der Sender MSNBC bietet auf seiner Website unter http://palinemail.msnbc.msn.com/ die Möglichkeit, die Mails nach Schlagworten zu durchsuchen.

Der Staat Alaska hatte am Freitag 24 000 E-Mails aus ihrer Zeit als Gouverneurin in Alaska veröffentlicht – allerdings in gedruckter Form. Wie MSNBC berichtete, wurden für die Online-Suche deshalb Tausende Seiten binnen weniger Stunden eingescannt.

Es handelt sich zumeist um Mitteilungen, die Palin und ihre Mitarbeiter zwischen Dezember 2006 und September 2008 geschrieben hatten. Im September 2008 war die bis dahin weitgehend unbekannte Palin überraschend von dem Republikaner John McCain zur Kandidatin für das US-Vizepräsidentenamt ernannt worden.

Die Ex-Gouverneurin gilt als mögliche Präsidentschaftsbewerberin für die Wahl 2012. Sie hatte zuvor die Bedeutung der Mail-Freigabe heruntergespielt. Allerdings äußerte sie die Befürchtung, dass einige Passagen „aus dem Zusammenhang gerissen werden könnten“.

Die Freigabe der Mails war im Präsidentschaftsrennen 2008 von US-Medien beantragt worden, die auf Einblicke in Palins Regierungsarbeit in Alaska hofften. Der Staat musste der Anforderung wegen des Informationsfreiheitsgesetzes nachkommen.

Erste Stichproben aus den sechs Kisten mit E-Mails zeigten, dass Palin unter anderem mit Gerüchten über ihre Familie zu kämpfen hatte. Die Veröffentlichung der Mails wurde noch während des Wahlkampfs von Bürgern und Medienorganisationen, darunter der Nachrichtenagentur AP, beantragt.

Die fast dreijährige Verzögerung wurde mit der riesigen Menge der Daten und der Flut von Anfragen begründet. Der US-Staat Alaska veröffentlichte die Mails am Freitag ausschließlich in Papierform und forderte die Medien auf, jeweils mehrere Kisten mit Dokumenten in der nur aus der Luft oder über das Wasser erreichbaren Hauptstadt Juneau abzuholen.

So drängten sich am Freitag zahlreiche Reporter und Fotografen in ein kleines Büro, um die Kisten mitzunehmen. Die Abgeschiedenheit Juneaus und die schlechte Internetverbindung machten auch den Journalisten die Arbeit schwer. Die „New York Times“ kündigte an, Leser zu engagieren, um die E-Mails so schnell wie möglich nach möglichen Skandalen zu durchforsten.

Ob sich in den Schriftstücken wirklich irgendwelche Skandale verbergen, ist allerdings ungewiss. Palin selbst sagte dem Sender Fox News am Sonntag, sie mache sich keine Sorgen wegen der Veröffentlichung. Zugleich wies sie aber darauf hin, dass viele der Mails nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen seien. Anwälte Palins hatten die Gelegenheit, den Schriftverkehr auf eine mögliche Verletzung der Privatsphäre hin zu prüfen. Es seien deswegen aber keine Mails zurückgehalten oder verändert worden, betonte Verwaltungsdirektorin Linda Perez, die die Veröffentlichung koordinierte.

Clive Thomas, ein langjähriger politischer Beobachter der Politikerin, sagte, Gegner Palins hofften vermutlich auf Enthüllungen, die sie politisch erledigen könnten. Ihren Anhängern sei der Inhalt der Mails vermutlich egal, sie änderten ihre Meinung über Palin wohl kaum.

Die Mails betreffen die Zeit von Palins Amtsantritt als Gouverneurin im Dezember 2006 bis zu ihrer Nominierung als Vizepräsidentschaftskandidatin der Republikaner im September 2008. In den Monaten vor ihrer Nominierung war sie unter anderem mit Gerüchten über sich und ihre Familie beschäftigt, wie erste Stichproben bei den E-Mails ergaben. In einer Mail will sie wissen, wer behauptet habe, sie hätte ihren Sohn Trig nicht ordentlich im Sitz festgeschnallt. In einer anderen beschwert sie sich über schlechtes Gerede über ihre Familie und ihre Ehe.

Auch für die Veröffentlichung der Mails aus den verbliebenen zehn Monaten als Gouverneurin liegen Anträge vor. Palin trat vor dem Ende der Legislaturperiode im Juli 2009 zurück. (dpa/dapd)