Osama Bin Ladens Nachfolger Aiman al-Sawahiri lobt den arabischen Frühling. Die Gedenkstätte in New York wurde eröffnet.
Washington. Das Terrornetzwerk al-Qaida hat zum Jahrestag der Anschläge vom 11. September ein neues Video veröffentlicht. Nach Angaben der privaten Internet-Überwachungsfirma Site enthält das 62-minütige Video, das auf mehreren extremistischen Webseiten gepostet wurde, unter anderem eine Rede des neuen Al-Qaida-Führers Aiman al-Sawahiri. Darin äußert er sich positiv zum arabischen Frühling. Der Film trägt den Titel „Die Dämmerung des bevorstehenden Sieges“. Außerdem enthält das Material bisher unbekanntes Material von Terrorchef Osama Bin Laden, der im Mai von einem US-Spezialkommando in Pakistan getötet wurde.
Der norwegische Friedensforscher und Soziologe Johan Galtung hat unterdessen die Zeit nach den Anschlägen vom 11. September 2001 als „zehn verlorene Jahre“ bezeichnet. Die Militäreinsätze in Afghanistan und im Irak hätten „überhaupt nichts“ mit 9/11 zu tun, sagte Galtung in einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Der 80-Jährige war in mehr als 100 Kriegen und Konflikten als Vermittler oder Berater tätig und wurde 1987 mit dem Alternativen Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
„Die Anschläge wurden nach allem, was wir wissen, maßgeblich in Deutschland geplant, aber Deutschland wurde nicht angegriffen“, sagte Galtung. Zudem hätten die USA viel eher gegen Saudi-Arabien vorgehen müssen, da der größte Teil der Attentäter von dort stammte. „Ich war im Februar 2001 als Vermittler in Afghanistan tätig und habe bereits da von einem Mitglied der damaligen Regierung erfahren, dass die USA einen Schlag gegen die Taliban planten“, sagte Galtung.
Mit Blick auf Krisenherde wie Afghanistan und den Irak mahnte der Friedensforscher: „Die Regierungen, die Leute in Uniform hinschicken, sind immer die Verlierer.“ Im ersten Jahr gehe alles gut, dann wende sich das Blatt. Der Krieg in Afghanistan etwa habe jetzt erst Halbzeit. „Ich schätze, dass er noch zehn weitere Jahre dauern wird, denn jetzt sind die USA und ihre Partner in die Falle gegangen“, sagte Galtung.
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ist derweil in New York die neu gestaltete Memorial Plaza auf dem früheren Gelände des World Trade Centers für die Allgemeinheit eröffnet worden . Die Gedenkstätte öffnete ihre Tore für Tausende Besucher. Die Familien der Terroropfer durften das 3,2 Hektar große Gelände bereits am Vortag erstmals betreten, dem zehnten Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001.
Die etwa 700 Millionen Dollar (513 Millionen Euro) teure Memorial Plaza wurde dort errichtet, wo früher die beiden Türme des World Trade Centers standen. Die Namen der insgesamt 2977 Opfer sind an den Rändern von zwei großen Wasserbecken eingraviert, die die Grundmauern der beiden Türme markieren. Im Hintergrund entsteht auf dem Gelände des früheren World Trade Centers das 1 World Trade Center. (abendblatt.de/dpa/dapd/epd)