Spötter unken: Die Tea Party ist die einzig wahre Geburtstagsfeier. Warum US-Präsident Barack Obama als Mensch nicht zu beneiden ist.
Washington/Hamburg. Sechs, sieben offizielle Termine pro Tag, dazwischen geheime Meetings, Treffen mit Mitarbeitern, Kollegen, Staatsgästen. Viel reisen, viel winken und unterschreiben. Reden, bis der Arzt kommt, zwischendurch was essen, abends kurz die Kinder in den Privatgemächern des Weißen Hauses sehen. Sport bestenfalls in den frühen Morgenstunden: Basketball. So sieht der Tag des US-Präsidenten aus. Er macht alle nicht geheimen Termine öffentlich . Für diesen Donnerstag hat er keinen einzigen. Barack Obama wird 50 Jahre alt. Und viele unken: Die einzige wirkliche Feier, die es gibt, bescheren ihm die größten und giftigsten Kritiker: die Tea Party.
Er ist trotz seiner Position wahrhaft nicht zu beneiden. Barack Obama ist mit einem rauschenden Wahlsieg vom November 2008 im Januar 2009 mit einer historischen Party ins Weiße Haus eingezogen. Er hat die Welt bewegt, die Amerikaner aus der Lethargie der Bush-Jahre geweckt. Doch die Probleme bleiben: ungelöste internationale Konflikte, US-Truppen unter Druck bei ihren Einsätzen, die Wirtschaftskrise, die Schuldenkrise, die strukturellen Probleme in Amerika, die klaffende Schere zwischen Armen und Reichen vom Atlantik zum Pazifik.
Dabei erhielt Obama bereits den Friedensnobelpreis. Seine Bemühungen verschafften ihm international Anerkennung, zu Hause jedoch wuchs die Zahl der Kritiker, ging die Zwischenwahl zum Kongress für Obamas Demokraten verloren. Trotz des erfolgreichen Schlages gegen die globale Terrorbande von al-Qaida war die Tötung von Osama Bin Laden ein besonderes Datum in der Amtszeit Obamas. Er wird als der Friedensnobelpreisträger in die Geschichte eingehen, der ohne ausdrückliches völkerrechtliches Mandat Auftragskiller losschickte. Im kommenden Jahr will er wiedergewählt werden. Wenn sich die Republikaner auf eine starke Kandidatin oder einen viel versprechenden Kandidaten einigen, ist das kein Selbstläufer für den Mann, der Martin Luther Kings Traum verkörpert.
Die Phase des „Yes we can“ ist passé. Der Wahlslogan war bei Bob dem Baumeister entlehnt. Und bei vielen Amerikanern und bei den Europäern ohnehin ist Obama nach wie vor populär, tritt beinahe charismatisch auf. In den USA musste er sich zwar häufig dem Schmutz von rechten Fernsehsendern aussetzen, die witterten, dass Obama gar nicht in Amerika geboren sein könnte. Tatsächlich stammt er von Hawaii und hatte zwischenzeitlich als Kind in Indonesien gelebt. Er ist der Sohn einer weißen Amerikanerin und eines Afrikaners aus Kenia.
Wie sein Vorvorgänger Bill Clinton (aus Arkansas) hat sich Obama als Senator aus Illinois nach oben gearbeitet. Er war ein ambitionierter Jurist bereits auf der Uni in Harvard. Hillary Clinton hatte er im Vorwahlkampf 2008 ausgestochen und sie dennoch oder deshalb in seine Ministerrunde geholt. Obama hat sogar George W. Bushs Verteidigungsminister übernommen – ein kluger Schachzug.
In Anspielung auf sein Leben in verschiedenen Kulturen bezeichnete sich Obama einmal als amerikanischer Ein-Mann-Schmelztiegel. Und mit Blick auf seine Eltern meinte er scherzhaft: „Mein Name stammt aus Kenia und mein Akzent aus Kansas.“ Barack bedeutet auf Kisuaheli „von Gott gesegnet“. Sein zweiter Vorname ist Hussein, was einigen Amerikanern nicht schmeckt. Obama hat in seiner Jugend unter dem Leben zwischen den Kulturen gelitten, wie er in seiner Autobiografie „Dreams of my Father“ schreibt.
Deutschland hat Barack Obama mehrfach besucht. Dabei hat er sich offensichtlich im Ernst oder scherzhaft mit Bundeskanzlerin Angela Merkel auch über einen Auftritt im US-Wahlkampf 2008 unterhalten. Damals hatte Merkel dem Kandidaten quasi verboten, vor dem Brandenburger Tor zu sprechen. Obama wich auf einen Platz an der Siegessäule aus. Über 200.000 Berliner waren begeistert von ihm.
In Hamburg fragt man sich, ob Obama je die Metropole an der Elbe besucht. Zwar gibt es das Amerika-Haus an der Tesdorpf-Straße nicht mehr. Dort steht nun Eugen Blocks Grand Elysee-Hotel. Doch im Amerikazentrum in der Hafen-City gibt es einen mehr als würdigen Nachfolger. Das Amerikazentrum firmiert als unabhängiger Verein und kümmert sich um die Kontakte in die USA. Und dort ist eine gewichtige Stadt die Partnerstadt von Hamburg: Chicago, die Heimat der Familie Obama. (abendblatt.de)