Angela Merkel wirkte sichtlich gelöst. Die Freiheitsmedaille für die Kanzlerin bekamen bereits Helmut Kohl und Marlene Dietrich.

Washington. Mit militärischen Ehren und 19 Schuss Salut ist Bundeskanzlerin Angela Merkel im Weißen Haus empfangen worden. Tausende Gäste waren bei strahlendem Sommerwetter zu der Zeremonie auf den Südrasen des Weißen Hauses gekommen. Auch die Ehefrau Obamas, Michelle, sowie Vizepräsident Joe Biden waren beim offiziellen Auftakt der Kanzlervisite dabei. Anschließend treffen sich Obama und Merkel zu einem ersten offiziellen Gespräch. Themen des Besuchs sind unter anderem Libyen und die europäische Schuldenkrise. Höhepunkt der zweitägige Visite Merkels ist ein Bankett am Abend. Dabei verleiht Obama ihr die Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung in den USA. Obama zeichnet sie damit für ihren beispiellosen politischen Lebensweg aus. Es ist Merkels sechster Besuch in den USA seit Obamas Amtsantritt.

Beim Bankett sollen auch der frühere Bundestrainer Jürgen Klinsmann, Thomas Gottschalk und der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz dabei sein. Obama unterstrich die besondere Bedeutung von Merkels Besuch mit besonderer Behandlung. Seine Wagenkolonne holte sie am späten Montagabend ab, um in das Nobel-Restaurant „1789“ nach Georgetown zu fahren. Geschlafen hat Merkel im Blair House, dem Gästehaus der US-Regierung. Es liegt dem Weißen Haus unmittelbar gegenüber und dient den Präsidenten der Vereinigten Staaten seit mehr als 50 Jahren zur Unterbringung ihrer Gäste.

Und nicht nur das: Viele Präsidenten haben die Nacht vor ihrer Amtseinführung selbst in dem Haus verbracht. Dem damaligen Präsidenten Harry S. Truman diente es vorübergehend als Amts- und Wohnsitz. Den Namen hat das Gebäude von Francis Preston Blair, in dessen Besitz das Haus 1836 gelangte. Schon Präsident Abraham Lincoln traf hier wichtige Entscheidungen. Kanzlerin Angela Merkel hatte für ihren Aufenthalt am Montag und Dienstag die „Principal Suite“ zugewiesen bekommen.

Die „Medal of Freedom“, die Freiheitsmedaille, ist die höchste zivile Auszeichnung der Vereinigten Staaten. Der Orden in Form eines fünfzackigen goldenen Sterns wird seit 1945 an Menschen verliehen, die sich in besonderer Weise für die Interessen der USA, den Weltfrieden oder für bedeutende kulturelle oder sonstige Belange eingesetzt haben.

Bei der offiziellen Verleihung am 15. Februar, an der Merkel nicht teilnahm, würdigte Obama, die in der DDR aufgewachsene Merkel habe selbst Hürden überwunden, um schließlich die erste ostdeutsche und erste deutsche Kanzlerin überhaupt zu werden. „Für Amerika gehören Merkel und das Land, das sie vertritt, zu unseren engsten Verbündeten“, sagte Obama.

Merkel ist die zweite Deutsche, die den Preis bekommt. Ex-Kanzler Helmut Kohl (CDU) hatte ihn 1999 erhalten. Auch die Schauspielerin Marlene Dietrich wurde 1947 mit dem Orden ausgezeichnet, damals hatte die gebürtige Deutsche aber schon die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen. 1963 bekam der in Aachen geborene Architekt Ludwig Mies van der Rohe die Medaille überreicht – auch er war zu diesem Zeitpunkt bereits zum amerikanischen Staatsbürger geworden.

Zu den jüngsten Preisträgern gehörte auch der frühere US-Präsident George H. W. Bush, dem Obama für insgesamt 70 Jahre Dienst für sein Land dankte. Auch der ehemalige Basketball-Star Bill Russell, der Unternehmer Warren Buffet, der Cellist Yo-Yo Ma und der Künstler Jasper Jones wurden gewürdigt.

(dpa/dapd)