Baden-Württemberg und Bayern haben die besten Schul-Bedingungen, Hamburg im Mittelfeld. Die Lehrer wollen auch Höflichkeit vermitteln.
Berlin. Eine Mehrheit der Lehrer in Deutschland fordert einer Umfrage zufolge die Abschaffung des Bildungsföderalismus. 61 Prozent der Pädagogen sprachen sich in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach im Auftrag der Vodafone Stiftung dafür aus, die Zuständigkeit für die Bildungspolitik von den Ländern auf den Bund zu übertragen. Zudem wollen fast drei Viertel der Lehrer, dass es in ganz Deutschland einheitliche Abschlussprüfungen an den Schulen gibt. Nur 17 Prozent sprachen sich dagegen aus.
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Insbesondere die Lehrer in Ostdeutschland stehen der dezentralen Bildungspolitik skeptisch gegenüber. 83 Prozent fordern, dass der Bund sich der Bildungspolitik annehmen soll. Nur 12 Prozent wollen die Hoheit dafür bei den Landesregierungen belassen. Aber auch im Westen will mehr als die Hälfte der Lehrer die Kompetenz auf den Bund übertragen.
Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher erklärte die Entwicklung mit der steigenden Mobilität der Bevölkerung. „Die Menschen möchten bei einem Umzug nicht in eine völlig andere Bildungswelt kommen.“ Bayern (49 Prozent) und Baden-Württemberg (37 Prozent) schnitten wie schon in den Vorjahren bei der Frage nach den besten schulischen Rahmenbedingungen mit großem Abstand am besten ab. Es folgen Sachsen (17 Prozent), Nordrhein-Westfalen (10 Prozent) und Hessen (9 Prozent). Hamburg rangiert auf Platz acht der 16 Bundesländer. Die Menschen erhofften sich durch die bundesweite Angleichung eine Verbesserung der Schulbildung in allen Ländern, sagte Köcher.
Neben einer Zentralisierung der Bildungskompetenz fordern die Pädagogen auch mehr Freiheiten für die Schulen. Rund zwei Drittel sprachen sich für mehr Gestaltungsmöglichkeiten etwa bei der Lehrplangestaltung und der Einstellung neuer Lehrer aus. Obwohl über die Hälfte der Lehrer glaubt, dass ihr Beruf in den letzten Jahren schwieriger geworden ist, würden sich 76 Prozent wieder für den Beruf entscheiden. Sie sehen sich dabei nicht als reine Wissensvermittler. Für 87 Prozent gehört auch das Lehren von Werten wie Pünktlichkeit oder Höflichkeit zu ihren Aufgaben. Allerdings glauben nur 37 Prozent, dass ihnen das auch tatsächlich gelingt, in Hauptschulen sind es sogar nur 17 Prozent. Nur acht Prozent finden, dass sie sehr großen Einfluss auf ihre Schüler haben, während sie Medien (69 Prozent) und dem Freundeskreis (68 Prozent) weitaus größeren Einfluss zuweisen.
Mehr als drei Viertel der Lehrer sind der Meinung, dass Eltern oftmals mit der Erziehung überfordert sind und zu wenig darauf achten, wie ihre Kinder ihre Freizeit verbringen. Vor allem Hauptschullehrer glauben, dass Eltern sich zu wenig für die schulischen Leistungen ihres Nachwuchses interessieren (74 Prozent). An Gymnasien sind nur 28 Prozent der Lehrer dieser Meinung. Für die Studie hatte das Allensbach-Institut 536 repräsentativ ausgewählte Lehrer an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland befragt.