Hamburg schließt sich Unions-Länderinitiative an. Aufgaben sollen bundesweit abgestimmt werden
Hamburg. Jetzt macht sich auch Hamburg für national einheitliche Aufgabenpools für Abiturprüfungen stark. Bei einer Klausurtagung der zuständigen Unions-Minister und -Senatoren in der Hansestadt hat sich das derzeit CDU-regierte Hamburg neben Schleswig-Holstein und Niedersachsen der Initiative von fünf unionsregierten Bundesländern für bundesweit vergleichbare Abiturprüfungen angeschlossen. 2008 hatten sich Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern zusammengetan, um "normierte Aufgabenpools für die Abiturprüfung" zu entwickeln.
Diese "nationalen Aufgabenpools", die derzeit für Deutsch und Mathematik entwickelt würden, bedeuteten nicht identische Prüfungen, sagte Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) in Hamburg. "Das ist kein Zentralabitur, sondern ein Länderabitur, das in den Prüfungsaufgaben konkrete Vergleichbarkeit ermöglicht." Die Meinungen von Hamburgs Bürgerschaftspolitikern zur Idee, die Reifeprüfung bundesweit vergleichbar zu gestalten, sind geteilt.
Die Anforderungen an Deutschlands Abiturienten variieren aufgrund unterschiedlich gewachsener Schulstrukturen von Bundesland zu Bundesland. Das wollen die unionsgeführten Länder jetzt ändern. Zwar befürworte die Union den Wettbewerb im Föderalismus für den Bildungsbereich, sagt Hamburgs Schul- und Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU). Gleichwohl müssten Schulabschlüsse in Deutschland vergleichbar sein. "Vor diesem Hintergrund will Hamburg der Initiative der fünf Bundesländer beitreten, die einen gemeinsamen Aufgabenpool für das Abitur schaffen wollen, um ein höheres Maß an Vergleichbarkeit der Abschlüsse zu erreichen."
Ties Rabe, schulpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, begrüßt die Initiative als "Schritt in die richtige Richtung". Eltern bräuchten dringend eine Gewähr, dass Hamburgs Schulabschlüsse mit denen in anderen Bundesländern vergleichbar seien. "Außerdem brauchen sie die Sicherheit, dass das Hamburger Abitur künftig nicht mehr als besonders schlecht verschrien wird." Die SPD strebe daher eine Qualitätsoffensive für einen besseren Unterricht an, um die schulischen Leistungen und damit die Qualität aller Schulabschlüsse deutlich anzuheben. Allein den Abi-Aufgaben einen Rahmen zu geben, empfindet auch Michael Gwosdz (GAL) als zu wenig und zudem "unfair gegenüber den Schülern". Zunächst müssten bundeseinheitliche Standards für Schulfächer geschaffen werden. "Daran arbeitet zurzeit die Kultusministerkonferenz. Aus Fächerstandards würden sich vergleichbare Abiprüfungen ergeben."
Dora Heyenn von der Linken spricht dagegen von "Vergleichbarkeitswut". Sie halte nichts davon, Schulen und Schüler ohne Rücksicht auf die soziale Zusammensetzung in ein Raster zu zwängen. "Die Vereinheitlichung von Prüfungen führt dazu, dass nur noch Musteraufgaben gelöst werden", sagt die Lehrerin. "Dafür müssen keine Zusammenhänge mehr gelernt werden, sondern nur noch abfragbare Fakten." Statt vergleichbarer Prüfungen hält Heyenn ein einheitliches Schulsystem in Deutschland für sinnvoll.