Dax-Firmen wollen eigene Ziele veröffentlichen. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen: „Ich erwarte mehr von den Unternehmen.“

Berlin. Die Bemühungen der Bundesregierung, mit der Wirtschaft einen Konsens über eine Frauenquote für Führungspersonal zu erzielen, sind fehlgeschlagen. Ein Vier-Stufen-Plan von Frauenministerin Kristina Schröder (CDU) zur Einführung einer solchen Quote wurde bei einem Spitzentreffen in Berlin von führenden Wirtschaftsvertretern abgelehnt, wie Vertreter von Dax-Unternehmen mitteilten. Der Personalvorstand von BMW, Harald Krüger, erklärte: „Es gab einen konstruktiven Dialog, aber den Stufenplan haben wir nicht bestätigt.“ Stattdessen kündigten die 30 führenden deutschen Unternehmen an, im Laufe des Jahres individuelle Zielvorgaben für die Firmen zu veröffentlichen. Krüger hob hervor, dass es besonders in technischen Bereichen bislang sehr wenige Frauen in den Unternehmen gebe.

Die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments , Silvana Koch-Mehrin (FDP), hat den Druck auf die Unternehmen erhöht, den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu steigern. Dem Hamburger Abendblatt sagte Koch-Mehrin: „Die großen Unternehmen sollten das Thema sehr ernst nehmen, denn wenn sie nicht binnen eines Jahres überzeugend darlegen, wie sie den Anteil der Frauen in Führungspositionen bis 2015 auf 30 Prozent und bis 2020 auf 40 Prozent erhöhen wollen, wird die EU-Kommission eine solche Quote gesetzlich einführen.“ Koch-Mehrin sagte, sie lehne eine gesetzliche Quote zwar grundsätzlich ab, aber sie müsse so lange als ernst gemeinte Drohung im Raum stehen wie die Wirtschaft nicht reagiere. „Eine Frauenquote für kleine und mittelständische Unternehmen lehne ich ab“, betonte die FDP-Vorsitzende im Europäischen Parlament zudem. „Diese Unternehmen sind im übrigen oft klüger als die großen und wissen, dass Frauen in der Führung für mehr Umsatz und Gewinn sorgen.“

Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sprach von einem Treffen mit „Licht und Schatten“. Die Ergebnisse seien „nicht konkret genug“, kritisierte sie. Von der Leyen sagte, sie halte an ihrem Ziel fest, dass im Jahr 2020 30 Prozent der Führungspositionen mit Frauen besetzt sein müssten. Es sei zwar durchaus akzeptabel den Dax-Unternehmen mehr Zeit zu lassen, aber der Prozess müsse einen Endpunkt haben. „Ich erwarte mehr von den Unternehmen“, sagte von der Leyen.

Ministerin Schröder räumte den Unternehmen noch einen „begrenzten Zeitraum“ ein, sustanzielle Fortschritte zu machen, kündigte aber zugleich an, bereits in Kürze ein Gesetz vorzulegen, in dem ein Stichtag für die Verdreifachung des Frauenanteils 2013 festgelegt werden solle.

Telekom-Personalchef Thomas Sattelberger sagte, die Dax-Konzerne stellten sich der Verantwortung, in gravierend anderer Weise als bislang auf eine Erhöhung des Frauenanteils in allen Führungsebenen hinzuarbeiten. Noch in diesem Jahr würden „30 unternehmensspezifische Bekenntnisse“ vorgelegt, in denen deutlich werde, was die Unternehmen in welchem Zeitraum mit Blick auf die Frauenförderung anstrebten. Den Firmen sei bewusst, dass der Gesetzgeber eingreifen werde, wenn die Unternehmen ihre Selbstverpflichtungen nicht einhielten.

Grünen-Chefin Claudia Roth kritisierte die Bundesregierung und die zurückhaltende Haltung von Familienministerin Schröder. „Kristina Schröder gibt das Schwesterle von Brüderle“ überschrieb Roth ihre Pressemitteilung. (rtr/AFP/dpa)