Bis zum Jahr 2015 sollen 30 Prozent der Führungsposten mit Frauen besetzt sein. Telekom will damit wirtschaftlich erfolgreicher werden.

Bonn. Als erstes Dax-30-Unternehmen führt die Deutsche Telekom eine Frauenquote ein. Bis Ende 2015 sollen 30 Prozent der oberen und mittleren Führungspositionen im Unternehmen mit Frauen besetzt sein, wie das Unternehmen am Montag in Berlin mitteilte. Die Regelung solle weltweit gelten.

Telekom-Chef René Obermann sagte, mehr Frauen in Führungspositionen sei ein Gebot der gesellschaftlichen Fairness „und vor allem eine handfeste Notwendigkeit für unseren Erfolg. Mit mehr Frauen an der Spitze werden wir einfach besser.“

Mit der Entscheidung für einen systematischen Aufbau weiblicher Talente in Führungspositionen baut die Telekom eigenen Angaben zufolge auch ihr Programm zur Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben aus. So sollen Elternzeitmodelle, Teilzeitmodelle für Führungskräfte, flexible Arbeitszeitmodelle und Kinderbetreuungsangebote ausgeweitet sowie praktische Unterstützungsleistungen im Alltag angeboten werden.

Schröder kündigt Initiative an

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) kündigte in der „Financial Times Deutschland“ ihrerseits Bemühungen an, den Frauenanteil in den Führungsetagen deutscher Unternehmen maßgeblich zu erhöhen. Eine Quote, etwa in Aufsichtsräten, könne aber nur Ultima Ratio – das letzte Mittel – sein.

„Ich möchte zuallererst Transparenz und Berichtspflichten deutlich verbessern. Unternehmen müssen genau aufschlüsseln, welchen Frauenanteil es auf welchen Ebenen gibt und wie der sich entwickelt“, sagte Schröder. An diesen Ergebnissen müssten sich die Unternehmen dann auch messen lassen müssen. Eine Frauenquote für Aufsichtsräte sei allenfalls dann sinnvoll, wenn alle anderen Instrumente zu wenig Wirkung zeigten.

„Eine Quote ist für mich immer nur Ultima Ratio. Sie ändert nichts an den Ursachen, sie doktert nur an den Symptomen rum. Ich bin skeptisch, lehne sie aber nicht völlig ab“, erklärte die Ministerin. Sie räumte ein, dass sich ihre Einstellung zu diesem Thema verändert habe. „Während ich die Quote mit 18 Jahren als Mitglied der Jungen Union völlig abgelehnt habe, sehe ich inzwischen darin in manchen Fällen eine notwendige Krücke“, erläuterte die im Kabinett auch für Frauenfragen zuständige Ressortchefin.

Betriebswirtschaftliche Notwendigkeit

Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger sagte, die Frauenquote sei auch eine kantige Antwort auf die mittelfristige Entwicklung des Arbeits- und Talentmarktes. Bereits heute seien beispielsweise rund 60 Prozent der Absolventen von wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen an deutschen Hochschulen Frauen. „Dennoch hindert eine 'gläserne Decke' offensichtlich zu viele weibliche Talente an ihrem Weg nach oben. Mit der Frauenquote werden wir diese Decke durchbrechen.“

Überzeugt ist der Vorstand der Telekom eigenen Angaben zufolge auch von der betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit der Frauenquote. Studien belegten, dass Unternehmen mit einem höheren Frauenanteil ein signifikant besseres Unternehmensergebnis und höhere Rentabilität erzielen. Auch auf EU-Ebene und in einzelnen europäischen Ländern werde derzeit intensiv über die Einführung einer Frauenquote nach dem Beispiel Norwegens diskutiert. Einige europäische Länder befänden sich in der Vorbereitung eines entsprechenden Gesetzes.

Der Frauenanteil in deutschen Unternehmen ist vor allem in den Chefetagen sehr gering. So gibt es den Angaben zufolge derzeit 2,5 Prozent weibliche Vorstandsmitglieder und knapp 10 Prozent weibliche Aufsichtsräte, von denen der große Teil über die Gewerkschaften entsandt wird.