Die Deutsche Telekom beschließt eine Frauenquote für ihr Management. Wie sieht es bei Hamburger Unternehmen aus?
Hamburg. Die Deutsche Telekom hat als erstes DAX-Unternehmen eine Frauenquote für ihr Management beschlossen. Bis 2015 sollten 30 Prozent der oberen und mittleren Führungspositionen in dem Unternehmen mit Frauen besetzt werden, teilte der Konzern gestern in Bonn mit. Die Regelung soll weltweit gelten. "Mit mehr Frauen an der Spitze werden wir einfach besser", sagte Konzernchef René Obermann. "Es gibt zu wenig qualifizierte Leute für unsere Industrie. Wir brauchen mehr Frauen, und dafür werden wir kämpfen." Es gehe nicht um ein "Diktat einer falsch verstandenen Gleichmacherei". Schon jetzt seien 60 Prozent der Absolventen von wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen Frauen. Wie sieht es in den großen Hamburger Unternehmen aus?
Lufthansa Technik : Dem vierköpfigen Vorstand gehört keine Frau an. Aber im Aufsichtsrat der Lufthansa-Tochter sind zwei von 16 Mitgliedern weiblich. Eine Förderung für Frauen im Management oder auch eine Quote ist nicht vorgesehen. Die Lufthansa bemühe sich aber, für technische Berufe wie Elektronikerinnen für luftfahrttechnische Systeme mehr Bewerberinnen einzustellen.
Hamburger Hochbahn : Seit März 2009 gehört Ulrike Riedel dem dreiköpfigen Vorstand der Hochbahn an. Sie ist die erste Frau im Unternehmens-Vorstand seit der Gründung vor 100 Jahren. Eine spezielle Förderung oder auch eine Quote ist nicht geplant. Von den 4400 Beschäftigten sind insgesamt 30 Prozent weiblich.
Haspa : Bei der Hamburger Sparkasse gibt es keine Frau im fünfköpfigen Vorstand und gerade einmal eine auf der 27 Mitglieder umfassenden obersten Führungsebene. Immerhin werden aber 20 Prozent der Filialen mittlerweile von Frauen geführt. Eine Frauenquote ist bei der Haspa kein Thema. "Wir setzen auf eine natürliche Entwicklung", sagt Unternehmenssprecherin Stefanie von Carlsburg. Zudem gebe es besondere Seminare über Strategien von Frauen im Beruf, in denen es um Durchsetzungsfähigkeit oder Rhetorik gehe.
Hamburger Hafen und Logistik AG: Bei dem Hafenkonzern ist Sabine Dammertz seit sechs Jahren Leiterin des Zentralbereichs Einkauf, direkt unter dem fünfköpfigen Vorstand. Eine Förderung für Frauen im Management oder auch eine Quote gibt es auch bei der HHLA nicht. Derzeit liegt der Anteil der Frauen unter den 3500 Mitarbeitern in Hamburg bei zwölf Prozent, Tendenz steigend.
Beiersdorf : Beim Hamburger Nivea-Produzenten stellen Frauen mit 51 Prozent zwar die Mehrheit, im Vorstand sind sie aber nicht vertreten. Im Aufsichtsrat liegt der Frauenanteil bei 25 Prozent. "Führungspositionen werden bei uns nach der Qualifikation der Bewerber besetzt", sagt Konzernsprecherin Claudia Fasse. "Eine Frauenquote halten wir nicht für nötig." Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, unterhalte Beiersdorf einen eigenen Betriebskindergarten und habe eine besonders hohe Teilzeitquote.
Airbus: Bei Airbus Deutschland leiten zwei Frauen die Rechtsabteilung beziehungsweise die Personalabteilung für die Rumpf- und Kabinen-Aktivitäten direkt unter der Geschäftsführung. Eine Förderung für Frauen oder gar eine Quote sind nicht vorgesehen. Von 11 000 Beschäftigten in Hamburg sind zehn Prozent Frauen.
Asklepios-Kliniken : Mit Anja Rhode gibt es bei den Asklepios-Kliniken Hamburg eine Geschäftsführerin und Arbeitsdirektorin neben drei Geschäftsführern. "Vier von sechs Personalleitungen in unseren großen Kliniken in Hamburg sind weiblich", sagt Unternehmenssprecher Mathias Eberenz. Der Anteil der Frauen im ärztlichen Dienst wird in den kommenden Jahren 50 Prozent überschreiten, weil immer mehr Frauen Medizin studieren. Aktuell sind es 46 Prozent, bisher haben es aber nur wenige Frauen bis zur Chefärztin geschafft. Asklepios strebt keine Quote an.
Otto Group : Im Vorstand des Unternehmens gibt es keine Frau. Der Aufsichtsrat hat aber einen Frauenanteil von 25 Prozent. In der ersten Ebene unter dem Vorstand liegt der Frauenanteil bei 17 Prozent. Die Otto Group unternimmt nach eigener Aussage große Anstrengungen, hervorragende weibliche Führungskräfte bei ihrer Entwicklung zu unterstützen. Eine Frauenquote gibt es allerdings nicht.
Vattenfall Europe AG: Im Vorstand sitzt keine Frau, im Aufsichtsrat eine. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen bei Vattenfall sei aber gestiegen und liegt aktuell bei circa 13 Prozent. "Dieser Anteil soll weiter gesteigert werden", sagt eine Unternehmenssprecherin. Ein Problem sei, dass der Anteil von Frauen im technischen Bereich eher gering ist. Vattenfall beteiligt sich deshalb an speziellen Initiativen wie "Femtec" oder dem "Girls Day". Auch ein Mentoring-Programm, in dem Führungskompetenzen von Frauen erweitert werden, ist geplant.
Axel Springer AG : Mit Friede Springer ist eine Frau im Aufsichtsrat, aber keine im vierköpfigen Vorstand des Medienunternehmens, in dem auch das Abendblatt erscheint. "Ob wir eine Frauenquote einführen werden, ist derzeit noch nicht entschieden", sagt Unternehmenssprecherin Edda Fels. Es sei aber das Ziel, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, der Personalbereich beschäftige sich intensiv mit dem Thema. Aus diesem Grund wird am Standort Hamburg in diesem Jahr auch noch ein Betriebskindergarten eingerichtet.