Breitseite gegen Parteichef Guido Westerwelle. Gerhart Baum stachelt Nachwuchsleute Rösler und Bahr zur Rebellion in der FDP an.
Hamburg. Guido Westerwelle ein Parteichef auf Abruf, Wirtschaftsminister Rainer Brüderle schwer angeschlagen – und eine junge Riege, die den Königsmord scheut. Das passt dem früheren liberalen Vordenker Gerhart Baum überhaupt nicht. Er forderte in der ARD-Sendung bei Reinhold Beckmann von den Nachwuchsleuten der FDP wie Philipp Rösler (Gesundheitsminister), Generalsekretär Christian Lindner und dem NRW-Vorsitzenden Daniel Bahr eine Machtprobe. „Die jungen Leute, die bisher nur geredet haben, sollen jetzt mal handeln! Wenn man hört, es gibt dann Machtkämpfe und Auseinandersetzungen – so what? Dann sollen sie eben stattfinden“, sagte Baum.
„Ich bemängle, dass sie bisher nicht mutig genug sind zu handeln. Sie sollen deutlich machen, dass die FDP wieder zu liberalen Themen und zu einer Themenbreite zurück findet“. Das schlechte Bild der Liberalen sei „im Wesentlichen durch eigenes Verhalten“ entstanden. „Die FDP spricht die Menschen nicht mit Emotionen an. Man hat den Eindruck, es geht ihr nur um materielle Vorteile für bestimmte Schichten“, sagte Baum. Er kritisierte dabei FDP-Chef Guido Westerwelle: „Er hätte verstehen müssen, dass die FDP einen Riesen-Vertrauensverlust hat hinnehmen müssen nach der Bundestagswahl. Da hätte er schon sagen müssen: Wir haben verstanden, wir stellen uns anders auf, ich bringe Jüngere in die Verantwortung. Es ist weitergemacht worden.“
Am Montag hatte Westerwelle Fehler eingestanden, aber den Verzicht auf den Parteivorsitz nicht angedeutet. Brüderle dagegen wird den Parteivorsitz in Rheinland-Pfalz räumen. In der Bundespartei ist auch die Kritik an Fraktionschefin Birgit Homburger laut geworden. Sie stammt aus Baden-Württemberg, wo die FDP schwere Verluste hinnehmen musste. In Rheinland-Pfalz waren die Liberalen sogar aus dem Parlament geflogen.