Die Muslime dürften nicht ausgegrenzt werden, sagte der Erfinder der Islamkonferenz. Schäuble: Vor allem türkische Frauen haben Power.
Berlin. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat vor einer Ausgrenzung der in Deutschland lebenden Muslime gewarnt. „Wir haben jedes Interesse daran zu sagen, der Islam ist Teil unseres Landes und die Muslime einzuladen, mit uns die Fortschritte, die wir im Abendland erzielt haben, wertzuschätzen“, sagte Schäuble dem Politikmagazin „Cicero“. Religion, Glaube, freiheitliche Demokratie und die Universalität der Menschenrechte seien durchaus miteinander vereinbar. Zugewanderte müssten allerdings auch eigene Anstrengungen unternehmen, um in Deutschland zurechtzukommen, sagte Schäuble, der als Innenminister der Großen Koalition die Deutsche Islamkonferenz initiiert hatte. Die Aufforderung des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan an seine ehemaligen Landsleute, sie sollten erst einmal Türkisch lernen und danach Deutsch , nannte Schäuble nicht hilfreich.
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Andererseits glaube er nicht, dass es konservativ geprägten Türken auf Dauer gelingen werde, ihre in Deutschland aufwachsenden Kinder vor der Gesellschaft abzuschotten. „Wenn Sie beobachten, wie sich insbesondere junge Frauen aus traditionell orientierten türkischen Familien durchsetzen gegen den Widerstand ihrer Familien und was da für eine Power in dieser jungen Generation steckt, dann kann man sich nur wundern – und freuen“, sagte der Minister.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hatte Anfang März unmittelbar nach seiner Amtsübernahme gesagt, dass der Islam zu Deutschland gehöre, lasse sich auch aus der Historie nirgends belegen . Ängste, die die Bevölkerung bewegten, müssten auch aufgegriffen werden. Schäuble hingegen hatte schon als Innenminister für eine stärkere Integration von Muslimen geworben und dafür plädiert, langfristig den Islam den christlichen Kirchen gleichzustellen. Das Plenum der Islamkonferenz tagt am Dienstag kommender Woche erstmals mit Friedrich.