Der türkische Ministerpräsident Erdogan hat türkische Gymnasien in Deutschland gefordert. Deutsche Politiker halten dies für kontraproduktiv.
Die Forderung des türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan, türkische Gymnasien in Deutschland einzurichten, ist auf scharfe Kritik gestoßen. Erdogan ignoriere die deutsche Schullandschaft, erklärte die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), in Berlin. Es gebe hierzulande bereits türkische Gymnasien. Spezielle Bildungsangebote für türkischstämmige Kinder und Jugendliche förderten aber nicht die Integration. Gerade in der Schule würden dafür die Weichen gestellt. Es sei ein großer Vorteil, in zwei Sprachen zu Hause zu sein. „Aber es muss klar sein, dass die Sprache des Landes, in dem man dauerhaft lebt, gut beherrscht werden muss. Und das ist bei uns Deutsch“, sagte Böhmer. Nur wer Deutsch könne, habe Chancen auf den sozialen Aufstieg.
Erdogan hatte sich in einem Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“ für mehr türkische Schulen in Deutschland starkgemacht. „In der Türkei haben wir deutsche Gymnasien – warum sollte es keine türkischen Gymnasien in Deutschland geben?“ fragte er. Die in der Bundesrepublik lebenden Türken müssten zuerst ihre eigene Sprache beherrschen, was leider selten der Fall sei, begründete der Regierungschef seinen Vorschlag.
Wie Böhmer sprach sich auch der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach gegen den Vorschlag aus. „Ich glaube nicht, dass es die Integration fördern würde, wenn wir türkische Gymnasien einrichten, in denen der Unterricht in türkischer Sprache abgehalten wird“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dies fördere nicht die Integration, sondern eher die Parallelgesellschaft.
Kritik kam auch von der ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Lale Akgün. „Türkische Gymnasien sind für die Schüler eine Sackgasse“, erklärte sie dem Blatt zufolge. Um in Deutschland erfolgreich zu sein, müsse man gut Deutsch können. Türkische Gymnasien seien deshalb „kontraproduktiv“.