Nach einer Emnid-Umfrage sprechen sich 47 Prozent der Deutschen dafür aus, dass der Minister seinen Doktortitel zurückgibt.
Berlin. Angesichts der wachsenden Plagiatsvorwürfe gegen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sehen 52 Prozent der Deutschen seine Glaubwürdigkeit beschädigt. Laut einer von der Zeitung „Bild am Sonntag“ in Auftrag gegebenen Emnid-Umfrage sprechen sich zudem 47 Prozent dafür aus, dass der Minister seinen Doktortitel zurückgibt. Dennoch sind zugleich 58 Prozent der 500 Befragten weiterhin der Meinung, dass Guttenberg kein Schwindler sei.
Angesichts des „Spiegel“-Berichts, wonach Guttenberg für seine Doktorarbeit den wissenschaftlichen Dienst des Bundestags in Anspruch genommen hat, sagte der Linken-Vorsitzende Klaus Ernst, sollte dies stimmen, wäre es Amtsmissbrauch. Zudem wäre seine Behauptung, er habe keine Mitarbeiter des Bundestags eingesetzt, mindestens eine halbe Lüge. „Akademisches Ghostwriting, und dann noch auf Kosten der Steuerzahler, das ist nicht hinnehmbar“, sagte Ernst. Dann wäre Guttenbergs Rücktritt unausweichlich. (AFP/abendblatt.de)
Druck der Opposition nimmt zu
Die Opposition hat in der Plagiatsaffäre den Druck auf zu Guttenberg erhöht. Nach der SPD forderte am Sonnabend auch die Linkspartei den CSU-Politiker auf, umgehend Stellung zu neuen Vorwürfen zu nehmen. „Wenn Herr zu Guttenberg einen Teil seiner Doktorarbeit vom Wissenschaftlichen Dienst schreiben lassen hat, dann ist eine Grenze überschritten“, erklärte Linken-Chef Klaus Ernst. Sollte sich bewahrheiten, dass Guttenberg Mitarbeiter aus dem Bundestag für seine Doktorarbeit eingesetzt habe, dann sei dies Amtsmissbrauch. „Akademisches Ghostwriting, und dann noch auf Kosten der Steuerzahler, das ist nicht hinnehmbar. Sein Rücktritt ist dann unausweichlich“, erklärte Ernst.
Nach einem Bericht des „Spiegel“ nahm Guttenberg für seine Doktorarbeit die Expertise des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages in Anspruch, der die Parlamentarier bei der Ausübung ihres Mandats unterstützen soll. Ein von Guttenberg in Auftrag gegebenes Gutachten sei fast vollständig in die Dissertation eingeflossen. In einer Fußnote werde auf die Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes hingewiesen, allerdings nicht auf den Autor Ulrich Tammler. Zuvor waren bereits zahlreiche weitere Plagiatsvorwürfe bekannt geworden. Guttenberg räumte zwar Fehler in seiner Dissertation ein, lehnte aber einen Rücktritt ab.
„Es entsteht der Eindruck, dass Teile der Doktorarbeit von Ghostwritern in der Bundestagsverwaltung geschrieben wurden“, erklärte auch der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann. Die Aussage Guttenbergs, es hätten keine Mitarbeiter mitgewirkt, sei inzwischen wenig glaubwürdig. Bundestagspräsident Norbert Lammert müsse den Vorgang schnell untersuchen. „Die Öffentlichkeit hat Anspruch darauf zu erfahren, ob der Wissenschaftliche Dienst zu Privatzwecken eingesetzt wurde und Guttenberg seine Promotion auf Kosten der Steuerzahler geschrieben hat“, sagte Oppermann. Wenn dies der Fall wäre, hätte Guttenberg sein Abgeordnetenmandat missbraucht. (Reuters/abendblatt.de)