Der Verteidigungsminister im Kreuzfeuer der Kritik. Karl-Theodor zu Guttenberg fuhr derweil nach Afghanistan – diesmal ohne Journalisten.
Hamburg. In der Heimat lodert die Entrüstung über die Plagiatsvorwürfe gegen seine juristische Doktorarbeit, doch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat sich ein weiteres Mal nach Afghanistan aufgemacht. Auch dort hatte Deutschlands beliebtester Bundespolitiker zuletzt Ärger wegen eines Talkshowauftritts und wegen des Doppelbesuchs mit seiner Frau Stephanie zu Guttenberg. An diesem Donnerstag besuchte er die deutschen Truppen am Hindukusch. Die Details der Reise waren wie üblich bis zuletzt geheim gehalten worden. Ungewöhnlich: Von Journalisten soll Guttenberg auf dieser Afghanistan-Tour nicht begleitet werden – eine Lehre aus den letzten Truppenbesuchen oder eine Reaktion auf die Plagiatsvorwürfe gegen ihn?
Seit seiner letzten Reise sorgten eine Affäre um geöffnete Feldpost von Soldaten aus Afghanistan und die Todesumstände einer Kadettin an Bord der „Gorch Fock“ für Aufregung.
Die Passauer Professorin Barbara Zehnpfennig, bei der Guttenberg Teile der Einleitung seiner Dissertation abgeschrieben haben soll, fordert in der „Welt“, ihm den Doktortitel abzuerkennen. Guttenberg hatte die ersten Absätze der Einleitung seiner Dissertation aus einem Aufsatz Zehnpfennigs abgeschrieben, der im Jahr 1997 in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erschienen war . Der CSU-Politiker hatte dies nicht als Zitat gekennzeichnet. Zehnpfennig sagte: „Es ist mir unverständlich, wie man sich solch eine Blöße geben kann.“ Guttenberg habe sich dumm verhalten.
Der Frankfurter Europarechtler Felix Hanschmann, der gemeinsam mit seinem Bremer Kollegen Andreas Fischer-Lescano die Plagiatsvorwürfe gegen Guttenberg erhoben hat, interpretierte die Reaktionen des Ministers auf die Vorwürfe als ein Schuldeingeständnis. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) forderte im Hamburger Abendblatt, die Vorwürfe aufzuklären . „Die Plagiatsvorwürfe gegen den Verteidigungsminister sollten ganz in Ruhe aufgeklärt werden“, sagte sie. „Aufgeregte Kommentare sollten genauso unterbleiben wie Vorverurteilungen.“
„Der Lack ist endgültig ab“, sagte der SPD-Verteidigungspolitiker Rainer Arnold der „Mitteldeutschen Zeitung“. „So geht's halt, wenn man sich zu sehr auf Hochglanz poliert.“ Sollte Guttenberg der Doktortitel aberkannt werden, wäre er aus Sicht des SPD-Politikers auch als Minister nicht mehr zu halten. „Guttenbergs Glaubwürdigkeit wäre dann völlig zerstört“, sagte Arnold. Koalitionspolitiker sprachen dagegen von einer „Schmutzkampagne“ gegen den Minister. Der Geschäftsführer des Deutschen Hochschulverbands (DHV), Michael Hartmer, sieht angesichts der bisher geäußerten Vorwürfe gegen Guttenberg keine Grundlage für eine Aberkennung des Doktortitels. Er sagte der „Financial Times Deutschland“, bislang gebe es allenfalls Anlass für eine Rüge.