Obwohl fünf Männer ein Attentat auf die Redaktion geplant haben sollen, nahm der Thronfolger an der Verleihung eines Sportlerpreises teil.
Kopenhagen. Dänemarks Kronprinz Frederik hat sich von den Terrorplänen gegen die Zeitung „Jyllands-Posten“ nicht beeindrucken lassen und am Mittwochabend das Verlagsgebäude des Blattes in Kopenhagen besucht, um plangemäß einen Sportlerpreis zu verleihen. Er sehe in dem Besuch keine Gefahr, sagte der 42-jährige Thronfolger dem Sender TV2 News bei seinem Eintreffen. Zuvor hatte die Polizei fünf mutmaßliche Terroristen festgenommen, die einen Anschlag auf die Zeitung geplant haben sollen.
Das Blatt hatte die Mohammed-Karikaturen gedruckt, die für heftigen Aufruhr in der islamischen Welt sorgten. Nach Angaben von Geheimdienstchef Jakob Scharf wollte die Gruppe ihren Anschlag auf die Redaktion noch vor dem Jahreswechsel ausführen. Dabei hätten die Männer geplant, mit Maschinenpistolen in die Redaktionsräume einzudringen. Dänemarks Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen sagte zur Festnahme der mutmaßlichen Terroristen: „Dies unterstreicht, dass es eine sehr ernste Bedrohung durch Terror für Dänemark gibt.“ Die Gesellschaft dürfe aber nicht ihre Offenheit sowie Grundwerte wie Demokratie und Meinungsfreiheit davon antasten lassen.
„Nach unserer Überzeugung wollten sie so viele der dort arbeitenden Menschen wie möglich töten“, sagte der dänische Geheimdienst Jakob Scharf weiter. Die Verdächtigen gehörten radikalislamistischen Kreisen an. In Verbindung mit den Festnahmen in den Kopenhagener Vororten Herlev und Greve fand die Polizei unter anderem eine Maschinenpistole mit Schalldämpfer, Munition sowie Kabelbinder, die zum Fesseln von Händen benutzt werden können. „Der Angriff sollte nach unseren Erkenntnissen in den nächsten Tagen durchgeführt werden“, sagte Scharf.
Dänische Sicherheitskräfte hatten am Mittwoch zwei Wohnungen in Vororten von Kopenhagen gestürmt und dabei vier Männer festgenommen. Dabei handelt es sich den Angaben zufolge um einen 44-jährigen Tunesier, einen 29-jährigen im Libanon geborenen Schweden sowie um einen 30-jährigen Schweden und um einen 26-jährigen irakischen Asylbewerber. Drei der vier Verdächtigen seien in der Nacht aus Schweden eingereist.
Ein fünfter mutmaßlicher Attentäter wurde nach Angaben des schwedischen Geheimdienstes Saepo in Stockholm gefasst. Der 37-jährigen Schwede mit tunesischen Wurzeln gelte als militanter Islamist. Hinweise auf einen Zusammenhang mit dem Selbstmordanschlag in der schwedischen Hauptstadt Stockholm am 11. Dezember, bei dem nur der Attentäter ums Leben gekommen war, gab es demnach nicht.
Die Festgenommen hätten möglicherweise Verbindungen in die USA, sagte Scharf. Man könne einen Zusammenhang zwischen den fünf Festnahmen mutmaßlicher Terroristen mit den Aktivitäten des US-Bürgers David Headly vom Oktober 2009 „nicht ausschließen“. Weitere Einzelheiten wollte er nicht nennen. Headley war wegen Attentats-Plänen gegen „Jyllands-Posten“ in den USA festgenommen worden. Er gab in der Untersuchungshaft zu, dass er an der Vorbereitung der Terrroranschläge Ende 2008 im indischen Mumbai beteiligt war. Dort starben 166 Menschen. Nach Medienangaben soll Headley außerdem in Schweden Teilnehmer an Terroranschlägen in Großbritannien angeworben haben
Der dänische Justizminister Lars Barfoed erklärte, die von der Polizei aufgedeckten Terrorpläne seien „empörend und erschreckend.“ „Dies scheint der bisher schlimmste Anlauf zu einem Terroranschlag in Dänemark zu sein“, meinte der Minister. Bei dem Selbstmordanschlag am 11. Dezember in der schwedischen Hauptstadt Stockholm war nur der Attentäter gestorben, ein 28- jähriger Schwede irakischer Abstammung. Er hatte seine Tat unter anderem mit einer Mohammed-Karikatur des schwedischen Zeichners Lars Vilks sowie Schwedens Teilnahme am Afghanistan-Krieg begründet.
Bei den Protesten gegen Dänemarks führende rechtsliberale Zeitung „Jyllands-Posten“ Anfang 2006 in islamischen Ländern kamen mehr als 150 Menschen ums Leben. Der dänische Karikaturist Kurt Westergaard wurde für seine Mohammed-Zeichnung immer wieder mit dem Tode bedroht und entging am Neujahrstag 2010 in seinem Haus nur knapp einem Mordanschlag. Die Hauptredaktion von „Jyllands-Posten“ in Arhus gilt als ebenso extrem gut gesichert wie die Hauptstadt-Reaktion am Kopenhagener Rathausplatz. Dort arbeitet auch die Redaktion von „Politiken“. Der Chef des gemeinsamen Verlagshauses, Lars Munch, sagte, er sei „schockiert, dass erneut der Arbeitsplatz unserer Mitarbeiter solchen Gefährdungen ausgesetzt ist“.