Ein Dutzend Terrorverdächtige sind in der niederländischen Stadt Rotterdam festgenommen worden. Das geplante Anschlagsziel ist nicht bekannt.
Rotterdam. Terroralarm in Holland: Zwölf Somalier festgenommen = Die Niederlande sind Weihnachten möglicherweise einem Anschlag islamistischer Terroristen entgangen. Spezialkräfte nahmen in Rotterdam zwölf Somalier fest. Hassprediger hatten zuvor Gewaltakte als Antwort auf den Islamgegner Wilders gefordert.
– Terroralarm am Heiligen Abend in Holland: Nach konkreten Warnungen vor einem Anschlag haben Fahnder in Rotterdam zwölf Somalier festgenommen. Die Männer im Alter zwischen 19 und 48 Jahren seien nach Erkenntnissen des Geheimdienstes AIVD wahrscheinlich an der Vorbereitung eines Terroranschlags beteiligt gewesen, der kurz bevorgestanden habe, erklärte die Staatsanwaltschaft am ersten Weihnachtstag. Fanatiker rufen seit langem zu Gewalttaten in Holland als Rache für anti-islamische Ausfälle des Rechtspopulisten Geert Wilders auf. Der forderte Samstag ein „knallhartes“ Vorgehen des Westens gegen Islamisten.
Bei der Anti-Terroraktion hätten Beamte einer Spezialtruppe auch vier Wohnungen sowie zwei Hotelzimmer und einen Telefonshop durchsucht. Dabei seien aber weder Waffen noch Sprengstoff gefunden worden, räumte ein Behördensprecher ein. Die offizielle Terrorwarnung für die Niederlande, die seit längerem auf „begrenzt“ und damit auf der zweiten von vier Stufen steht, wurde nicht erhöht.
Eine akute Bedrohung sei durch die Festnahmen abgewendet worden, sagte ein Sprecher der Behörde zur Koordinierung der Terrorismusbekämpfung (NCTB). Daher brauche die Warnstufe nicht angehoben zu werden. In Deutschland hatte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) bereits Mitte November vor erhöhter Terrorgefahr gewarnt. Schweden wurde kürzlich durch einen Selbstmordattentäter geschockt, der sich im Stockholmer Vorweihnachtstrubel in die Luft sprengte, jedoch niemanden weiter töten konnte.
Wann und wo die Somalier in den Niederlanden angeblich zuschlagen wollten, teilten die Behörden nicht mit. Der Staatsanwaltschaft sei kein geplanter Tatort bekannt, sagte ein Sprecher. Die Vernehmungen hielten am Samstag noch an. Den Pflichtverteidigern wurde bis auf weiteres untersagt, Mitteilungen darüber an die Presse zu geben. Mehrere der Terrorverdächtigen haben die niederländische Staatsbürgerschaft, sagte ein Polizeisprecher. Sechs von ihnen hätten seit Jahren in Rotterdam gewohnt. Fünf hätten keinen festen Wohnsitz und einer der Somalier sei aus Dänemark angereist.
Der Geheimdienst AIVD hatte bereits im vergangenen Jahr gewarnt, von extremistischen Gruppen in Somalia sowie im Jemen gingen Gefahren für die Niederlande aus. Im Juli 2009 waren in Kenia drei Somalier mit niederländischen Pässen sowie ein Marokkaner mit einer niederländischen Aufenthaltsgenehmigung festgenommen worden, die sich in Somalia der Extremisten-Gruppe Al Shabaab anschließen wollten.
Im September hatten niederländische Medien über Aufrufe eines Hasspredigers berichtet, Wilders zu enthaupten. Der Politiker erklärte am Samstag, die Festnahmen in Rotterdam zeigten „die enorme Verwundbarkeit der Niederlande und des gesamten freien Westens“ durch den Terrorismus. „Wir dürfen das nicht bagatellisieren, sondern müssen mit allen verfügbaren Mitteln knallhart dagegen vorgehen.“
Der Chef der rechtspopulistischen Partei für Freiheit (PVV), die als Mehrheitsbeschafferin indirekt an der Regierung in Den Haag beteiligt ist, hat immer wieder Muslime in aller Welt provoziert. Mehrfach verglich er den Koran öffentlich mit Hitlers „Mein Kampf“, beschimpfte den Islam als „faschistische Ideologie“ und dessen Propheten als „Barbaren, Massenmörder und Pädophilen“.
In den Niederlanden wurden nun erneut Erinnerungen an die brutale Ermordung des islamkritischen Regisseurs Theo van Gogh geweckt. Er war am 2. November 2004 in Amsterdam von einem niederländischen Muslimfanatiker niedergeschossen worden. (dpa/abendblatt.de)