Die Verleihung des Medienpreises M 100 wurde von Scharfschützen gesichert. Zentralrat: Merkel gibt der Islamfeindlichkeit neue Nahrung.
Berlin/Potsdam. Auf dem Dach waren die Scharfschützen in Stellung gegangen. Polizisten und Bodyguards sicherten das Gelände rund um die Orangerie im Schloss Sanssouci in Potsdam ab. Doch es war nicht der Staatsbesuch des US-Präsidenten, der die brandenburgische Landeshauptstadt in Alarmbereitschaft versetzte. Die Furcht vor Anschlägen radikaler Islamisten lastete schwer über der Preisverleihung an den dänische Karikaturisten Kurt Westergaard.
Und nach dem Festakt hat der deutsche Zentralrat der Muslime die Preisverleihung an den Mohammed-Karikaturisten Westergaard durch Bundeskanzlerin Angela Merkel scharf kritisiert. „Damit wird nur wieder Öl ins Feuer gegossen“, sagte der Vorsitzende Ayyub Axel Köhler der „Mitteldeutschen Zeitung“.
Mit der Auszeichnung des für seine umstrittenen Zeichnungen bekannten Dänen gebe Merkel der Islamfeindlichkeit neue Nahrung. Merkel verteidigte die Verleihung des Medienpreises als Zeichen für die Pressefreiheit. Dies sei ein hohes Gut und könne nicht als selbstverständlich betrachtet werden. Die in den USA von einer kleinen Christengruppe geplante Koran-Verbrennung verurteilte die Kanzlerin als „respektlos, sogar abstoßend und einfach falsch“.
Sie verwies auch auf die Diskussion um den Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin (SPD). „Das Thema Sarrazin ist aber gerade kein Thema der Gefährdung der Meinungsfreiheit“, sagte Merkel. „Sondern es geht darum, welche Folgen ein Buch für einen Autor in einer besonderen wichtigen öffentlich-rechtlichen Institution haben kann oder nicht.“
Mit Blick auf die massenhaften Proteste mit Dutzenden Toten nach der Veröffentlichung seiner Zeichnungen im Jahr 2005 sagte Westergaard, der Zusammenstoß der Kulturen wäre früher oder später sowieso passiert. Die Bilder, auf denen unter anderem Mohammed mit einer Bombe in seinem Turban zu sehen war, hätten den Konflikt nur beschleunigt.
Der Zentralrat der Muslime forderte mehr Rücksicht für die Gefühle religiöser Menschen. Durch die in der dänischen Zeitung „Jyllands-Posten“ 2005 gedruckten Karikaturen seien Muslime pauschal als Terroristen dargestellt worden, sagte Generalsekretär Aiman Mazyek. Viele Muslime empfinden jegliche Abbildung des Religionsstifters des Islam als Beleidigung.
Die Auszeichnung Westergaards ist störungsfrei verlaufen. In der Nacht zum Donnerstag kam es der Polizei zufolge zu keinen Zwischenfällen. Westergaard lebt wegen seiner Karikaturen des Propheten Mohammed seit fünf Jahren unter Polizeischutz. Mehr als 300 Polizisten waren in der brandenburgischen Landeshauptstadt eingesetzt, um die Sicherheit des Preisträgers und der Gäste der Veranstaltung zu gewährleisten.