Der entmachtete kirgisische Präsident wurde vom Amtskollegen des Nachbarlandes eingeladen. Kasachstan hat derzeit den Vorsitz bei der OSZE.
Bischkek/Moskau. Der gestürzte kirgisische Präsident Kurmanbek Bakijew ist gut eine Woche nach dem blutigen Volksaufstand in das Nachbarland Kasachstan ausgeflogen worden. Das meldete die kirgisische Agentur Akipress am Donnerstag in Bischkek.
Demnach bestieg der 60-Jährige am Abend ein kleines Militärflugzeug in Dschalal-Abad. Er landete wenig später zunächst in der kasachischen Stadt Taras, um dann weiter in die Hauptstadt Astana zu fliegen, wie russische Nachrichtenagenturen meldeten.
Das autoritär regierte Kasachstan hat derzeit als erste Ex-Sowjetrepublik überhaupt den Vorsitz bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) inne. Kasachstan ist ein Nachbarland von Kirgistan und liegt ebenfalls in Zentralasien. Die OSZE bestätigte Bakijews Abreise aus Kirgistan.
Zuvor hatte US-Vizeaußenminister Robert Blake in Bischkek gesagt, dass mit dem OSZE-Vorsitzenden das Schicksal Bakijews besprochen worden sei. Nähere Angaben machte er aber nicht.
Bakijew hatte bei einem Auftritt vor Anhängern im Süden des Landes in Dschalal-Abad nur mitgeteilt, dass der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew ihn „eingeladen“ habe. Am Vormittag hatte es bereits erste Gerüchte gegeben, dass Bakijew nun doch ins Exil gehen würde.
In den vergangenen Tagen hatte der Staatschef gegen Sicherheitsgarantien seinen Rücktritt angeboten. Erst mit dem offiziellen Amtsverzicht Bakijews ist der Machtwechsel in Kirgistan komplett.
Zuvor hatte Bakijew ein von der Übergangsregierung gestelltes Rücktrittsultimatum verstreichen lassen. Daraufhin hatten die kommissarischen Machthaber gedroht, den gestürzten Präsidenten vor Gericht zu stellen . „Wenn wir Bakijew in die Finger bekommen, werden wir ihm den Prozess machen“, hatte die Chefin der Übergangsregierung, Rosa Otunbajewa, am Mittwoch gesagt. „Er hat seine Chance zur Ausreise bereits gehabt.“ Bakijew habe „die Grenzen seiner Immunität mit dem Vergießen von Blut überschritten“, begründete Otunbajewa nach einem Treffen mit einem ranghohen US-Gesandten das Vorhaben. Die USA hatten zuvor Unterstützung für die Übergangsregierung signalisiert.