In Kirgistan wil die neue Führung den geflohenen Präsidenten Bakijew festnehmen. Beobachter warnen, dass dies zum Bürgerkrieg führen könnte.
Bischkek. Nach dem gewaltsamen Umsturz in Kirgistan plant die Übergangsregierung einen „Spezialeinsatz“ gegen den geflohenen Präsidenten Kurmanbek Bakijew. Die Übergangsregierung habe die Festnahme Kurmanbek Bakijews beschlossen und werde die notwendigen Schritte einleiten, sagte Generalstaatsanwalt Bajtmemir Ibrajew am Montag nach Angaben der kirgisischen Nachrichtenagentur Akipress. Da Bakijew sich den neuen Behörden nicht stellen will, befürchten Beobachter in der Hauptstadt einen Bürgerkrieg zwischen den Gefolgsleuten des Ex-Präsidenten und den Anhängern der Übergangsregierung unter Rosa Otunbajewa.
„Wir hoffen, dass wir ihn ohne den Tod von Zivilisten ausführen können“, sagte Vize-Regierungschef Almas Atambajew am Montag. Bakijew verstecke sich allerdings hinter einem menschlichen Schutzschild. Nähere Angaben machten Atambajew wie auch andere Mitglieder der Übergangregierung nicht.
Der vor einer Woche gestürzte Bakijew sammelt nach Angaben des Geheimdienstes im Süden des Landes, wo die Familie des Präsidenten einen einflussreichen Clan hat, bewaffnete Truppen. Im Norden, wo auch die Hauptstadt Bischkek liegt, versucht die Regierung, mit internationaler Hilfe, unter anderem der USA und Russlands, für Stabilität zu sorgen. Otunbajewa sagte in Bischkek, dass es nun darum gehe, ein neues Blutvergießen zu vermeiden.
Der gestürzte Präsident warnte seinerseits bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit seiner Flucht aus der Hauptstadt Bischkek vor einer Eskalation. „Lasst sie versuchen, mich festzunehmen. Lasst sie versuchen, mich zu töten“, sagte Bakijew nach einer Kundgebung mit mindestens 2000 Anhängern in seinem Heimatort Tejjit. „Ich glaube, das wird zu einem nicht zu rechtfertigenden Blutvergießen führen.“
Bakijew war Mitte vergangener Woche nach fünf Jahren an der Macht von der Opposition gestürzt worden. Mindestens 81 Menschen wurden dabei getötet. Der 60-Jährige flüchtete in seine Heimatregion Dschalalabad. Den von der Übergangsregierung geforderten Rücktritt lehnt er nach wie vor ab.
„Ich bin der Präsident und niemand kann mich absetzen“, rief Bakijew seinen Anhängern in einer 25-minütigen Rede zu. Wiederholt wurde er dabei von Sprechchören und lautem Applaus unterbrochen. Vor Reporten fügte Bakijew hinzu, im Gegensatz zur Übergangregierung habe er noch keine Gespräche mit ausländischen Regierungen geführt, weil ihnen sein genauer Aufenthaltsort nicht bekannt gewesen sei. Daher sei es ihnen nicht möglich gewesen, ihn zu kontaktieren.
Zugleich bekräftigte Bakijew seine Bereitschaft zu Gesprächen mit der selbst ernannten Regierung, deren Legitimation er jedoch nicht anerkenne. „Ich nenne sie nur Banditen. Es ist eine Fehlbezeichnung, sie die Opposition zu nennen“, sagte Bakijew. Am Wochenende hatte er die Vereinten Nationen aufgerufen, mit Friedenstruppen die Sicherheit in Kirgistan zu gewährleisten.