Laut einem Medienbericht überlegt Griechenland, wieder seine eigene Währung einzuführen. Der Euro verliert an der Börse schon an Wert.
Athen/Brüssel/Berlin. Die Nachricht sorgt für Furore: Das hoch verschuldete Griechenland überlege, den Euro aufzugeben, meldete "Spiegel Online". Die Regierung in Athen denke darüber nach, den Währungsraum zu verlassen und wieder eine eigene Währung einzuführen. Auf entsprechende Signale hin habe die EU-Kommission die Euro-Finanzminister zu einem Sondertreffen am Abend in Luxemburg geladen. Die griechische Regierung und der Vorsitzende der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker wiesen den Bericht vehement zurück. Juncker dementierte, dass eine Krisensitzung geplant sei. „Diese Information ist komplett falsch“, sagte sein Sprecher Guy Schüller. Es sei kein Eurogruppentreffen für das Wochenende geplant.
„Derartige Berichte untergraben die Bemühungen Griechenlands und dienen nur den Spekulanten“, sagte ein Vertreter aus dem Büro des griechischen Regierungschefs Giorgos Papandreou. Der Euro gab nach Veröffentlichung des Berichts nach. Während der Euro kurz vor der Veröffentlichung mit 1,45 Dollar gehandelt wurde, kostete er gegen 19.15 Uhr 1,4382 Dollar.
Auch die EU-Kommission hat das Sondertreffen dementiert. „Ich weiß davon nichts“, sagte ein Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn in Brüssel. Die die Kommission sei nicht über einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone informiert worden. In deutschen Regierungskreisen hieß es, ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone „stand und steht nicht an“.
Laut "Spiegel Online" will Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble die Griechen unter allen Umständen davon abhalten, aus der Euro-Zone auszutreten. Eine interne Vorlage seines Ministeriums warne vor katastrophalen Folgen eines Austritts Griechenland.
Über viele Jahre lebte Griechenland über seine Verhältnisse. Die weltweit gut laufende Konjunktur half dabei, die schwierige Finanzlage des Landes über lange Zeit zu verschleiern. Doch der Ausbruch der Finanzkrise machte diesem fahrlässigen Wirtschaften ein Ende. Quasi über Nacht wurde deutlich, wie finanziell angeschlagen das Land inzwischen ist. Spekulanten wetteten an der Börse gegen das Land. Alle Appelle halfen nichts. Am Ende müssen die Europäische Union und der Internationale Währungsfond einspringen, um Griechenland vor dem Staatsbankrot zu retten. Doch die Rettung kommt das Land teuer zu stehen. Die Regierung kündigte ein massives Sparprogramm an, das nach Ansicht seiner Kritiker vor allem Rentner, Arbeiter und Arbeitslose trifft. Die Folge: In Griechenland gehen hunderttausende Menschen auf die Straße und protestieren. Chaoten nutzen die Situation, um mit gewalttätigen Angriffen für Chaos zu sorgen.
Die Gesamtverschuldung Griechenlands stieg 2010 auf 142,8 Prozent und wird nach EU-Berechnungen in zwei Jahren auf 160 Prozent klettern. Die Wirtschaft schrumpfte im vergangenen Jahr um 4,2 Prozent und 2011 vermutlich abermals um drei Prozent.
+++Das Abendblatt-Dossier: Griechenland in der Krise+++