Die Länder mit hartem Sparprogramm kommen dem Wachstum der Kernstaaten in der Eurozone nicht hinterher. Die wirtschaftliche Kluft wächst.
Auch wenn die Schuldenkrise und die Schwäche des Euros etwas anderes suggerieren: Der Realwirtschaft in der Eurozone geht es gut. Das belegt auch die Stimmung in den Unternehmen, die im Dezember weiter gestiegen ist. Allerdings geht es nicht gleichmäßig aufwärts: Unternehmen in Kernstaaten der Währungsunion wie Deutschland, Frankreich und Italien freuen sich auf boomende Geschäfte in den kommenden Monaten.
An der Peripherie sinkt die Zuversicht dagegen weiter. Denn die dortigen Unternehmen wissen, dass sie vor harten Zeiten stehen – das gilt ganz besonders für die Dienstleister und Einzelhändler, die von der Nachfrage vor Ort leben. Die Sparprogramme in Spanien, Griechenland und Irland lassen den Verbrauchern kaum finanziellen Spielraum und auch die Firmen investieren weniger. Die wirtschaftliche Kluft zwischen Peripherie und Kern der Eurozone hat sich damit in den vergangenen Monaten weiter vergrößert.
Die Länder am Rand der Eurozone können dem deutschen Wachstumstempo nicht folgen. Das trifft zwar auch deutsche Exporteure, weil ihre Waren dort nun seltener nachgefragt werden. Beängstigend ist dies aber nicht. Denn Deutschland exportiert relativ wenig in die Peripherieländer; selbst der Anteil Spaniens an der Ausfuhr heimischer Hersteller ist bescheiden.
Kurzfristig ist der positive Effekt der Krise viel stärker. Denn deutsche Unternehmen werden von der Situation in der Peripherie in den kommenden Monaten profitieren, weil die Europäische Zentralbank das Auseinanderdriften von Kern und Peripherie nicht ignorieren kann. Aus Rücksicht auf die schwache Entwicklung der Krisenländer werden die Euro-Banker den Leitzins in diesem Jahr zunächst auf dem gegenwärtigen historisch niedrigen Stand belassen, um damit die schwächelnden Volkswirtschaften zu stützen.
Das macht Kredite auch für deutsche Unternehmen und Häuslebauer günstiger – und hilft so, die wirtschaftliche Erholung hierzulande unabhängiger vom Exportgeschäft zu machen. Die Schwäche der Anderen wird damit zum Wachstumsfaktor. Die deutsche Wirtschaft wird so auch in den kommenden Monaten kräftiger wachsen als wir es über Jahre hinweg gesehen haben.