Die Scharfschützen des Diktators feuern von Moscheen auf Zivilisten. Uno startet Hilfsaktion in einem humanitären Korridor.
Brüssel/Tripolis. Die Lage in Libyen wird immer dramatischer. Kampfflugzeuge der internationalen Truppen haben in Libyen nach Nato-Angaben Kommunikationsanlagen der libyschen Regierungstruppen zerstört. Das sagte der Chef der Einsatzleitung im militärischen Nato-Hauptquartier Shape, der niederländische General Mark Van Uhm, vor Journalisten in Brüssel. „Wir greifen nicht nur militärische Kräfte der Gaddafi-Truppen an, die direkten Kontakt mit den Oppositionellen haben“, sagte er. „Wir greifen auch die Truppen in der zweiten Reihe an, die gerade bereitgestellt werden. Und wir greifen die Befehlseinrichtungen von Muammar al-Gaddafi an.“
Van Uhm sagte: „Es geht nicht nur darum, Panzer in der Nähe von Misrata zu zerstören, wir greifen im ganzen Land an.“ So habe die Nato seit Sonntag Kommunikations-Infrastruktur und das Hauptquartier der 2. Brigade von Machthaber Gaddafi zehn Kilometer südlich der Hauptstadt Tripolis zerstört.
Die Nato hat außerdem schwere Vorwürfe gegen die Gaddafi-Truppen erhoben. Die Soldaten des Regimes würden sich als Zivilisten verkleidet in der Nähe von Krankenhäusern verstecken und von Moscheedächern schießen, Frauen und Kinder würden als Schutzschilde missbraucht, sagte der Kommandeur des Libyen-Einsatzes, General Charles Bouchard, dem kanadischen Fernsehsender CBC. Großbritannien gab am Dienstag bekannt, dass es die libyschen Rebellen mit der Entsendung von Militärexperten unterstützen will. Es sollen „erfahrene Militärberater“ nach Bengasi geschickt werden, teilte der britische Außenminister William Hague mit. Sie sollen die Rebellen im Kampf gegen die Gaddafi-Truppen unterstützen. Nach Angaben der Rebellen sind beim Aufstand gegen das Gaddafi-Regime bisher 10.000 Menschen getötet worden.
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Etwa 700 Flüchtlinge aus Libyen sind am Dienstag in einem alten Fischkutter auf der italienischen Insel Lampedusa gelandet. Unter den Migranten waren zahlreiche schwangere Frauen, Neugeborene sowie Kleinkinder, wie italienische Medien berichteten. Schiffe der italienischen Küstenwache hätten den 25 Meter langen Kutter sicher in den Hafen von Lampedusa gebracht. Die Migranten gaben an, vor zwei Tagen vor dem blutigen Machtkampf in Libyen geflohen zu sein.
Die Ankömmlinge sollen mit dem italienischen Schiff „Flaminia“ sofort in andere Aufnahmelager Italiens gebracht werden, hieß es. Das Empfangszentrum auf Lampedusa werde also leer bleiben. Seit dem Sturz des tunesischen Präsidenten Zine el-Abidine Ben Ali im Januar kamen mehr als 23.000 Tunesier allein auf der nur 20 Quadratkilometer großen Insel Lampedusa an. Nur 130 Kilometer von der tunesischen Küste entfernt gelegen, ist die Insel für viele Verzweifelte aus Afrika ein „Tor nach Europa“.
Das Uno-Welternährungsprogramm (WFP) startete nach eigenen Angaben eine Initiative zur Lebensmittelversorgung von rund 50.000 Menschen in Libyen. Im Westen des Landes seien ein humanitärer Korridor errichtet und ein erster Hilfstransport auf den Weg gebracht worden, erklärte das WFP. Er bestand demnach aus acht Lastwagen mit 240 Tonnen Mehl und mehr als neun Tonnen Energieriegeln. Die Nahrung reiche 30 Tage lang für rund 50.000 Menschen.
Die Bundesregierung stellte zusätzliche Finanzmittel für die Menschen in Misrata bereit. Deutschland stocke seine humanitäre Hilfe für Libyen um zwei Millionen Euro auf sieben Millionen Euro auf, teilte das Auswärtige Amt in Berlin mit. Von den Mitteln sollten eine Million Euro an die IOM sowie jeweils 500.000 Euro an das WFP und das UNHCR gehen. (dpa/dapd/rtr/AFP)