Lüneburg. Eröffnung von Wånd Coffee in Lüneburg war sein Traum. Wie Armin Kohanrooz es geschafft hat, dass sogar Gäste aus Hamburg für ihn anreisen.

Das Wånd Coffee liegt mitten am Stint, Lüneburgs Kneipenmeile. Wer aber die vier Stufen zum Eingang hoch nimmt und durch die unscheinbare weiße Tür tritt, landet in einem ganz eigenen Universum aus skandinavisch-schlichtem Design, angenehmen Duft nach Kaffee und offenbar entspannten Gästen. Es ist Leben eingekehrt, in das Café, das vor einem Jahr nach einer Zitterpartie eröffnet hatte.

An diesem Vormittag sind die Stühle fast alle besetzt, die Gäste unterhalten sich bei Avocado-Sauerteigbrot, Porridge mit Früchten oder frisch gebrühtem Filterkaffee. Zwei Frauen haben einen Kinderwagen neben ihrem Tisch geparkt, ein älteres Paar unterhält sich ohne viele Worte, unter einem anderen Tisch liegt ein Hund. Am Fenster begrüßt sich ein Dreiergrüppchen und lässt sich auf den Hockern mit Blick aufs Kopfsteinpflaster nieder.

Café in Lüneburg: Seit einem Jahr arbeitet der Neu-Gastronom hart für seinen Traum

Armin Kohanrooz steht hinter dem Tresen und beobachtet, wie einer seiner festangestellten Mitarbeiter sorgfältig Darjeeling-Tee in eine Kanne gießt. Der Chef guckt kritisch, scheint aber zufrieden zu sein. „Ich bin streng“, wird er später im Gespräch sagen. Alles, vom Essen über das Geschirr bis hin zur Deko, soll seinen hohen Maßstäben gerecht werden. Der Neu-Gastronom ist ein Perfektionist, zu viel steht auf dem Spiel.

Den Kaffee röstet der Inhaber selbst, zehn verschiedene Sorten hat er im Angebot.
Den Kaffee röstet der Inhaber selbst, zehn verschiedene Sorten hat er im Angebot. © Lena Thiele | Lena Thiele

Mit der romantischen Vorstellung, die viele Menschen haben, wenn sie sich ein Leben als Chef in ihrem eigenen Café vorstellen, hat sein Arbeitsalltag wenig gemein. Sieben Tage in der Woche ist Armin Kohanrooz im Einsatz. Jeden Morgen steht er ab sieben Uhr im Café, bäckt Kuchen, bereitet Soßen zu und kocht zum Beispiel Shakshuka.

Einen Tag hat Armin Kohanrooz sich seit der Eröffnung freigenommen

Mittwochs und sonnabends geht er zum nahe gelegenen Wochenmarkt, um frische Zutaten einzukaufen. Montags, wenn das Café Ruhetag hat, ist Kaffeerösten angesagt, Veranstaltungen vorbereiten und den restlichen Einkauf erledigen.

Nur einmal habe er sich im vergangenen Jahr zwei Tage freigenommen, erzählt der 36-Jährige. „Nach einem Tag bin ich zurückgekommen.“ Frühestens um 19 Uhr enden seine Arbeitstage, Backtage dauern eher bis 23 Uhr.

Gäste aus Hamburg, Bremen und Hannover füllen das Café am Wochenende

So geht das seit zwölf Monaten. Aber der Gastronom ist froh, dass er viel zu tun hat. „Zum Glück ist das Geschäft am Anfang gleich richtig losgegangen“, sagt er. Nach einem halben Jahr sei es etwas ruhiger geworden, da hatte das Café bereits viele Stammkunden gewonnen. Im Sommer konnten sie auch im kleinen Innenhof und an Tischen vor der gegenüberliegenden Bar Havn sitzen, die erst abends öffnet.

Wånd Coffee liegt am Stint, einer beliebten Gastromeile am Wasser.
Wånd Coffee liegt am Stint, einer beliebten Gastromeile am Wasser. © Lena Thiele | Lena Thiele

Auch aus Hamburg, Bremen und Hannover kommen oft Gäste. „Deshalb ist es am Wochenende meistens brechend voll“, sagt Armin Kohanrooz. So voll, dass er sich zu einem besonderen Schritt entschlossen hat. Sonnabends und sonntags werden Zeitfenster für den Besuch vergeben und die Tische nur im Zwei-Stunden-Takt reserviert.

Zehn verschiedene Kaffeesorten verkauft der Existenzgründer

Auf der Speisekarte stehen internationale Gerichte, wie Demeter-zertifiziertes Sauerteigbrot mit Shitake-Pilzen, Lachs und Kimchi oder Smashed Avocado. Auf der süßen Seite gibt es Cheesecake mit Pistazienmus, Brownies mit Salzkaramell oder Bananabread mit Pekannüssen. Alle Gerichte werden auch glutenfrei angeboten.

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Besonders stolz ist der Inhaber auf seine Auswahl an selbst geröstetem Kaffee, zehn verschiedene Sorten hat er im Sortiment, auch ohne Koffein. Neben der Qualität ist ihm eine faire Entlohnung der Kaffeebauern wichtig, zudem unterstützt Wånd Coffee soziale Projekte in den Anbauländern. Doch die beste Karte hilft nicht, wenn der Service nicht stimmt, das weiß der Gründer.

Sein Team besteht aus jungen Männern und Frauen, Studenten und Geflüchteten

Er kann auf ein junges Team aus 15 Männern und Frauen zählen, darunter viele Studenten und sein Bruder, der ihn seit dem ersten Tag unterstützt. In der Küche arbeiten mehrere Geflüchtete, das geht auch ohne gute Sprachkenntnisse. Die Mitarbeiter stammten unter anderem aus Afghanistan, der Ukraine, dem Iran, Palästina und Deutschland, erzählt Armin Kohanrooz, der selbst vor Jahren aus dem Iran geflohen ist.

Das Café ist auf ausgiebiges Frühstück mit Brot, Gebäck und warmen Speisen spezialisiert.
Das Café ist auf ausgiebiges Frühstück mit Brot, Gebäck und warmen Speisen spezialisiert. © Lena Thiele | Lena Thiele

Von seinem Team erwartet er, dass sie den Gästen bei Wånd Coffee den bestmöglichen Service bieten: ein freundliches Lächeln, saubere Gläser, ordentlich gefaltete Servietten. Für kleine Gäste gibt es stets einen Kindercappuccino gratis. Auch Hunde sind in dem Café ausdrücklich willkommen, in einer Ecke liegt an diesem Tag Nino, der Hund des Inhabers.  

Nur ein Stern bei Google? „Das schadet meiner Existenz“

Im ersten Jahr der Selbstständigkeit hatte Armin Kohanrooz auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Auf dem Erfolg ausruhen könne er sich noch lange nicht. Hinzu komme: „Die Konkurrenz schläft nicht.“

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Besonders schwer haben ihn einige kritische Google-Bewertungen getroffen, die aus seiner Sicht ungerechtfertigt sind. Natürlich komme er Gästen entgegen, wenn einmal etwas nicht den Erwartungen entspricht, betont der Unternehmer. „Trotzdem gab es einige, die mir danach nur einen Stern gegeben haben. Das schadet meiner Existenz.“

In Zukunft soll der Online-Shop noch etwas besser laufen

Auf andere Dinge hat der Café-Betreiber mehr Einfluss. Damit das Geschäft unter der Woche noch besser läuft, gibt es seit Kurzem jeden Mittwoch besondere Waffeln, auch vegan und glutenfrei. Auch Abendveranstaltungen will er in Zukunft häufiger ausrichten. Zudem soll der Verkauf der Kaffeebohnen im Café und im Online-Shop angekurbelt werden.

Armin Kohanrooz guckt seinem Mitarbeiter Luis Platzer über die Schulter.
Armin Kohanrooz guckt seinem Mitarbeiter Luis Platzer über die Schulter. © Lena Thiele | Lena Thiele

Und im vergangenen Winter sei ihm gleich ein Fehler unterlaufen, der sich nicht wiederholen soll. „Eine Firma wollte 30 Gutscheine kaufen, aber ich hatte nicht so viele da. Dieses Jahr bin ich vorbereitet.“

Café in Lüneburg: Wånd-Coffee-Gründer zieht nach einem Jahr positive Bilanz

Bisher hat er den Schritt in die Selbstständigkeit nicht bereut. Viel zu arbeiten sei er gewohnt, sagt Armin Kohanrooz. Sein Traum vom eigenen Café ist ihm das allemal wert. Zudem ist es bei Wånd Coffee wirtschaftlich gut angelaufen, der Umsatz habe sich stetig erhöht. „Es ist oft ein Kampf. Aber es geht jeden Tag einen Schritt nach vorn.“