Lüneburg. Gemüse, Blumen, Fleisch aus der Heide: Der Lüneburger Markt hat Neues im Angebot. Welche Geschichten hinter den Erzeugern stecken.
„Hallo LG“ steht mit Kreide auf der kleinen Schiefertafel geschrieben, und darunter ist ein Strichmännchen gezeichnet. Es hat einen runden Bauch, trägt eine Schürze vor der Brust und auf dem Gesicht ein Lächeln. Bis auf den Bauch kommt das Männchen dem Mann am Verkaufsstand ziemlich nahe: Björn Friedrichsen, einer der Neuen auf dem Lüneburger Wochenmarkt.
Zwar steht der 37-Jährige vom Eichdorfer Vielfahrtsgarten schon seit Oktober vorigen Jahres mittwochs und sonnabends auf dem Platz, doch in der Szene weiß man: Frühestens nach Jahresfrist ist man nicht mehr „neu“ auf einem Wochenmarkt, ob in Lüneburg oder anderswo.
Seinen Bio-Betrieb in Eichdorf bei Nahrendorf eröffnete Friedrichsen 2020, seither verkauft er seine Produkte über Gemüsekisten, an Restaurants und auf dem Wochenmarkt in Bad Bevensen.
Wochenmarkt Lüneburg: „Es ist ein gutes Miteinander hier“
„Erst hatte ich mich davor gescheut, auf einen Markt zu gehen“, erklärt der Gemüsegärtner. „Ich dachte, es wäre eine Art Kampf, viel Wettbewerb und sehr nervenaufreibend.“ Aber: „Es hat sich keine meiner Befürchtungen bewahrheitet. Es ist ein gutes Miteinander hier, sehr kollegial. Ich fühle mich in meiner Entscheidung bestätigt.“
Nicht mehr nach Lüneburg kommen dagegen zwei andere, die ebenfalls voriges Jahr ihren Start auf dem Markt hatten:
- „Der Holzofenbäcker“ aus Sauensiek fährt seit Kurzem anstatt nach Lüneburg nach Harburg.
- Auch die Hamburger Fleischerei „Metzgers“ kündigte ihren Stand.
Fleisch von Hereford-Rindern aus Bienenbüttel: „Wir machen alles selbst“
Neuartiges Fleisch gibt es aber dennoch auf dem Wochenmarkt: nämlich aus Bienenbüttel. „Wir sind die ganz Neuen“, sagt Alexander Schmidt. Der 52-Jährige kommt seit Mitte Juli auf den Markt, mit einem selbst umgebauten und mit Kühl- und Gefrierschränken ausgestatteten Anhänger, der sich schon optisch von anderen Ständen unterscheidet. „Wir sind kein Schlachter, haben aber trotzdem Fleisch.“
„Heiderinder“ heißt der Betrieb, den Schmidt gemeinsam mit seiner Frau führt. Nach vielen Jahren im Marketing wollte er „etwas Vernünftiges machen“, sagt Schmidt und lacht.
Seit fünf Jahren hält das Paar Hereford-Rinder, die Tiere stehen ganzjährig auf der Weide. „Wir machen alles selbst, von der Aufzucht bis zum Produkt“, erklärt Schmidt.
Zwischen Juli und Oktober herrscht bei den „Heiderindern“ Schlachtpause
Die Kälber werden auf der Weide geboren, nach ungefähr drei Jahren werden die Rinder vom eigenen Schlachtermeister geschlachtet und verarbeitet. Zurzeit gibt es ausschließlich Tiefkühl-Ware, denn zwischen Juli und Oktober herrscht bei den „Heiderindern“ Schlachtpause. „Da gehören die Tiere auf die Weide und nicht ins Schlachthaus“, so Schmidt. „Wenn es jetzt einmal etwas nicht gibt, gibt es eben einmal etwas nicht.“
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Bis vor kurzem fuhr Schmidt am Wochenende auf Märkte an der Ostseeküste, Aufwand und Nutzen standen aber in keinem Verhältnis. Als in Lüneburg ein Platz frei wurde, schlug Schmidt zu.
Wochenmarkt Lüneburg: Vorkehrungen aus der Corona-Zeit wieder zurückgenommen
Seit März dieses Jahres steht das „Blumenhaus Lüneburg“ an der Stelle von „Blumenhof Müller“, der seinen Stand aufgegeben hat. Ihr Geschäft liegt seit mehr als 25 Jahren am Waldfriedhof, über den Platz auf dem Markt freut sich das Betreiberpaar Dani Depenbusch (46) und Kadir Cetintas (57). „Ich liebe das Markttreiben, habe das schon auf dem Isemarkt in Hamburg immer sehr gemocht“, erzählt die Floristin.
Sie sind froh, dass seit dem 23. August die Stände anders stehen und bestimmte Veränderungen aus der Corona-Zeit zurückgenommen wurden. „Vorher waren wir etwas ab vom Schuss.“