Buchholz/Rumbek. Südsudan leidet unter einer hohen Müttersterblichkeit. Dr. Diana Joseph aus Buchholz möchte das ändern – mit einer besonderen Aktion.
Zwischen dem Hamburger Süden und dem Südsudan liegen zwar mehr als 5000 Kilometer. Abhalten lässt sich Dr. Diana Joseph davon jedoch nicht. Ganz im Gegenteil: Regelmäßig reist die Buchholzer Ärztin in den noch jungen ostafrikanischen Binnenstaat. Nicht aber, um dort Urlaub zu machen – sondern, um etwas gegen die prekäre medizinische Versorgung zu unternehmen. Ab Mitte November steht nun der nächste zweiwöchige Hilfseinsatz im Südsudan an.
Krankenhaus Buchholz: Ärztin sorgt sich um Südsudan
Buchstäblich geht es für Diana Joseph dann zurück zu den Wurzeln. Zumindest in die Nähe: Geboren wurde sie in Khartum, der Hauptstadt des ehemals vereinten Sudan. Noch bevor der Südsudan im Jahr 2011 seine Unabhängigkeit erlangte, verschlug es Joseph nach Hamburg. Der ursprüngliche Plan: In der Hansestadt Medizin studieren – und als ausgebildete Ärztin nach Ostafrika zurückkehren. Spätestens mit der Geburt ihrer Tochter war allerdings klar, dass Joseph in Deutschland bleiben würde. Heute arbeitet sie im Krankenhaus Buchholz als leitende Oberärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe.
Ihr Heimatland kann Joseph aber seit Jahren nicht vergessen. Regelmäßig erreichen sie Berichte von Menschen und Organisationen vor Ort. Was die Ärztin dabei besonders umtreibt, ist die hohe Sterblichkeitsrate im Südsudan – vor allem bei der Geburt.
Tatsächlich ist der Südsudan nicht nur eines der ärmsten Länder der Welt, sondern verzeichnet auch die weltweit höchste Müttersterblichkeitsrate. „Es fehlt im Südsudan im medizinischen Bereich an allem“, beschreibt Joseph die Lage. Eine Infrastruktur wie etwa in Deutschland sei Fehlanzeige.
HISS: Straffes Programm im Südsudan – mit OPs und Schulungen
Auch deswegen gründete sie im Jahr 2018 den Verein Health Initiative South Sudan e.V. (HISS). Ziel des Vereins: „Spenden sammeln und nachhaltige medizinische Hilfe im Südsudan leisten“, heißt es in einer Pressemitteilung des Krankenhauses Buchholz. Um Joseph hat sich mittlerweile ein Ärzteteam versammelt, das einmal jährlich in den Südsudan reist. Für den Hilfseinsatz wird die Ärztin vom Krankenhaus Buchholz bei Bezahlung freigestellt.
Die Zeit soll einerseits genutzt werden, um dringend benötigte Operationen durchzuführen. Andererseits, um das medizinische Personal vor Ort zu schulen. Ganz nach dem Motto: Hilfe zur Selbsthilfe. Und das ist Joseph besonders wichtig: „Nur so können wir langfristig etwas verändern.“
Dieses Jahr bietet die HISS daher Fortbildungen für Hebammen in Rumbek an, einer Stadt im Zentrum des Südsudan. Dort verbringt das Ärzteteam die vollen zwei Wochen seines Aufenthalts. „Das ist nachhaltig und hilft noch mehr als einmalige Projekte, weil das Know-how weitergegeben wird“, erklärt die Ärztin.
Krankenhaus im Südsudan: Auch an der Ausstattung mangelt es
Neben dem Personal soll aber auch die Ausstattung des Rumbeker Krankenhauses von der Initiative profitieren. Geplant ist etwa, den Kreißsaal mit drei neuen gynäkologischen Stühlen und kleinen Utensilien auszustatten. Weitere medizinische Möbel sowie ein Beatmungsgerät für chirurgische Eingriffe sollen folgen. Joseph berichtet: „Die Ausstattung davor war katastrophal. Von fünf veralteten Betten funktionierten drei und die hygienische Situation war auch nicht gut.“
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Die Beschaffung der erforderlichen Hilfsgüter und Medikamente organisiert der Verein selbst – „vorrangig aus dem Südsudan und den angrenzenden Nachbarländern, um möglichst die lokale Wirtschaft zu fördern“, heißt es auf der Homepage. Bestimmte Produkte würden aber auch aus Deutschland oder China importiert.
Medizinische Hilfe im Südsudan: So beteiligen Sie sich
Zur Finanzierung ist der Verein allerdings auf Spenden angewiesen. Hierfür hat die HISS im Dezember 2022 eine eigene Spendenwebsite eingerichtet. Ein Zwischenfazit: 85 Spenden, fast 4.000 Euro (Stand: 18. November 2024). Spenden per PayPal oder Überweisung sind ebenfalls möglich. Weitere Informationen zur Initiative finden Sie hier.