Landkreis Harburg. Während Besucherzahlen in der Lüneburger Heide Rekorde knacken, schließen einige Gemeinden ihre Tourist-Infos. Das hat bereits Folgen.
Der Tourismus in der Lüneburger Heide stürmt von Rekord zu Rekord. „Wir haben wieder das beste Ergebnis aller Zeiten erreicht“, sagt Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Marketing-GmbH. Das Jahr 2023 brachte mit mehr als sechs Millionen Übernachtungen den höchsten Wert seit Beginn der Aufzeichnungen.
Auch im laufenden Jahr sieht es gut aus. Umso erstaunlicher, dass einige Kommunen im Landkreis Harburg diese Welle offenbar nicht weiter nutzen wollen. Sie haben die Informationsmöglichkeiten für Touristen merklich zurückgefahren.
Lüneburger Heide: Nach dem Rekordjahr 2023 setzt sich der Trend fort
Zunächst zum Erfreulichen: Wie das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) mitteilte, verzeichnete die Lüneburger Heide von Januar bis August 2024 ein Ergebnis von 4,3 Millionen Übernachtungen – ein Plus von 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahres-Rekord.
Der Landkreis Celle, vor allem die Gemeinde Südheide (Hauptorte Hermannsburg und Unterlüß), sticht hervor. Im Celler Kreisgebiet stiegen die Übernachtungszahlen im August um 16,9 Prozent gegenüber 2023.
Buchholz, Jesteburg, Egestorf: Urlauber erhalten kaum noch Informationen
Auch die touristisch bedeutsamen Heidekreis-Orte Bispingen und Wietzendorf konnten ihre Ergebnisse verbessern. Dass in der Aufzählung Harburger Gemeinden fehlen, ist aus Sicht von Ulrich von dem Bruch kein Zufall. „Sorgen machen uns aktuell die wegfallenden Strukturen im Landkreis Harburg“, sagt der Geschäftsführer vielmehr.
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Seine Beispiele: Der Verein „Buchholz Marketing e.V.“ befinde sich in Auflösung; Jesteburg verfüge über keine Tourismuseinheit mehr; der Verkehrsverein Egestorf habe sich aufgelöst. In Egestorf (Samtgemeinde Hanstedt) habe unterdessen die Gemeinde die Aufgaben und Mitarbeiter der Tourist-Information übernommen, berichtete ein Gemeindepolitiker in der Ausschusssitzung.
Lüneburger Heide: Fast drei Milliarden Jahresumsatz aus dem Tourismus
Alle drei Entscheidungen kann der Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH nicht nachvollziehen. „Mehr als die Hälfte der fast drei Milliarden Jahresumsatz aus dem Tourismus kommt Unternehmen in der Region zugute. In den Kommunen verbleiben Steuereinnahmen zwischen 70 und 80 Millionen Euro pro Jahr“, sagt von dem Bruch.
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Dass Touristen in Jesteburg nicht mehr informiert werden, sei zeitnah abzulesen gewesen. „Das merkt man sofort. In Jesteburg haben wir einen Rückgang um zwanzig Prozent.“
30 Prozent der Gäste kommen auch heutzutage über Tourist-Informationen
Seine Forderung an die Politik im Landkreis Harburg: „Wir brauchen größere touristische Einheiten in jeder größeren Gemeinde.“ Den Begriff „größere Gemeinde“ macht er an der Zahl der Übernachtungen fest.
Etwaigen Aussagen, Touristen-Informationen in der herkömmlichen Form seien aus der Zeit gefallen, entgegnet der Marketingfachmann: „30 Prozent der Gäste kommen auch heutzutage über Touristinfos. Darüber hinaus ist die Betreuung der Gastgeber eine wichtige Aufgabe.“
Heidekreis macht es besser: „Da fahre ich lieber nach Bispingen als nach Hanstedt“
Weil Miet- und Personalkosten bekanntermaßen erheblich sind, könnten sich mehrere Gemeinden die Finanzierung einer gemeinsamen Touristinfo teilen, lautet ein Vorschlag. Wie es gehen könnte, demonstrieren die Gemeinden im Heidekreis, einem direkten Mitbewerber in der Lüneburger Heide.
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Dort gebe es vielerorts große touristische Einheiten, teilweise mit drei bis vier Mitarbeitenden. Ulrich von dem Bruch versetzt sich in die Rolle eines Touristen: „Da fahre ich doch lieber nach Bispingen als nach Hanstedt, wenn ich dort besser betreut werde.“
Heide-Tourismus: Landkreis Harburg darf den Anschluss nicht verlieren
Jede Menge Aufgaben also für die Protagonisten im Landkreis Harburg, soll ihr Anteil an den Rekordumsätzen des Tourismus in der Lüneburger Heide nicht zusehends kleiner werden.