Soltau. Shopping-Paradies an der A7 will sich trotz Ablehnung des Landes vergrößern und vermehrt auf Luxusmarken setzen. Wie das gelingen soll.

  • Der Tourismus in der Lüneburge Heide boomt – noch nie hat es in der Region im Hamburger Süden so viele Besucher gegeben
  • Das hat auch mit den vielen Freizeitangeboten für Familien zu tun, vom Heide Park bis zum Outlet Center
  • Genau das möchte nun weiter wachsen, stößt mit seinen Plänen aber nicht gerade auf Begeisterung in der Region

Günstig Kleidung, Schuhe und Accessoires bekannter Marken shoppen, das ist das Prinzip der großen Outlet Center. Das Designer Outlet Soltau an der A 7 will bereits seit Jahren seine Verkaufsfläche vergrößern, um im Wettbewerb mit den Konkurrenten in Norddeutschland besser dazustehen. Jetzt treibt die Stadt Soltau die Planung weiter voran – obwohl das Land Niedersachsen den für eine Erweiterung notwendigen Antrag abgelehnt hat.

Shopping im Hamburger Süden: Outlet Center an der A7 setzt auf neues Konzept

Dass Soltau nun dennoch mit der Bauleitplaung begonnen hat, sorgt für Unmut im Lüneburger Rathaus. Hier befürchtet man durch ein deutlich größeres Outlet Center in der Region Nachteile für die Entwicklung der eigenen Innenstadt. Obwohl viele Menschen aus der Region Lüneburg zum Shoppen ansteuern, leidet die Stadt schon jetzt unter Leerständen im Zentrum.

Wie eine typische Kleinstadt in der Lüneburger Heide: Der Markplatz im Designer Outlet Center Soltau.
Wie eine typische Kleinstadt in der Lüneburger Heide: Der Markplatz im Designer Outlet Center Soltau. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Der Konflikt unter den Nachbarstädten ist der vorläufige Höhepunkt einer jahrelangen Auseinandersetzung um eine mögliche Vergrößerung des Designer Outlet Soltau, das zu den sogenannten Herstellerdirektverkaufszentren zählt. Davon gibt es in Norddeutschland drei weitere, in Bremen, Neumünster und Wolfsburg. Mit ihren großen Einzugsgebieten konkurieren sie um mögliche Kunden, die für einen Besuch häufig bis zu einer Stunde Fahrtzeit in Kauf nehmen.

Das Problem aus Soltauer Sicht: Die Wettbewerber sind deutlich größer als der Shoppingtempel in der Lüneburger Heide, der seit seiner Eröffnung 2012 auf eine maximale Verkaufsfläche von 9900 Quadratmeter beschränkt ist. Seit mehreren Jahren bemüht sich die Stadt um die Erlaubnis des Landes, diese Vorgabe zu ändern.

Erweiterung der Verkaufsfläche auf 15.000 Quadratmeter geplant

Schon 2017 wurde eine Verdopplung der Fläche beantragt, drei Jahre später wurde die Wunschgröße auf 15.000 Quadratmeter festgelegt und auf dieser Grundlage ein Raumordnungsverfahren beantragt. In diesem Verfahren wird anhand verschiedener Untersuchungen und Einschätzungen festgestellt, ob ein Vorhaben für eine Region verträglich oder mit Nachteilen verbunden ist.

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Das Amt für regionale Landesentwicklung kam in diesem Fall zu dem Schluss: Ein um die Hälfte vergrößertes Outlet Center ist zwar weitgehend raumverträglich, es sei nur eine „moderate Kaufkraftabschöpfung“ zu erwarten. In zwei entscheidenden Punkten erfüllen die Pläne jedoch nicht die Vorgaben. Diese beziehen sich auf die Lage des Großprojekts außerhalb des Ortszentrums, ein Umstand, der grundsätzlich den regionalen Einzelhandel schwächen könnte.

Ministerium lehnt Antrag ab, Soltau plant trotzdem weiter

Eine Ausnahmegenehmigung war notwendig, die Stadt Soltau stellte also im Juni 2023 einen Antrag auf Zielabweichung. Knapp ein Jahr später kam die Antwort: Das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz lehnte den Antrag im April dieses Jahres ab. Dies sei rechtswidrig, so die Einschätzung der Heidestadt. Sie reichte Klage vor dem Verwaltungsgericht Lüneburg ein. Im Rathaus geht man davon aus, dass der Antrag genehmigt werden muss.

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Vor diesem Hintergrund wurde die Bauleitplanung für eine Erweiterung der Verkaufsfläche auf 15.000 Quadratmeter vorangetrieben. Vorentwürfe für einen Bebauungsplan sowie für eine Änderung des Flächennutzungsplans sind in der Abstimmung.

Lüneburgs Oberbürgermeisterin ist in Sorge um die Innenstadt

„Das ist nicht akzeptabel“, sagt Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch (Grüne). „Eine Erweiterung des Outlet Centers ist landesplanerisch nicht vorgesehen und widerspricht allen Grundsätzen einer nachhaltigen Entwicklung in der Region. Das Land hat diese Erweiterung aus guten Gründen abgelehnt.“

Lüneburg ist nun aufgefordert, Stellung zu den Planungsunterlagen zu nehmen. „Wir werden hier kritisch prüfen, ob und wie weit unsere bereits 2022 vorgetragenen Anregungen und Bedenken eingegangen sind“, sagt Kalisch. Sie betont: Die Hansestadt will die Innenstadt beleben und die Mobilitätswende vorantreiben. Daher lehnt sie eine Vergrößerung des Outlet Centers konsequent ab.

Gutachten hat Auswirkungen auf zahlreiche Einkaufsorte in der Region untersucht

Grundlage für die Erweiterungspläne ist unter anderem ein Gutachten aus dem Jahr 2022, das die Auswirkungen auf die Einkaufsstädte in der weiteren Region als gering einschätzt. In Lüneburg, Celle, Hannover, Bremen, Harburg und Hamburg seien Beeinträchtigungen von unter zehn Prozent zu erwarten, ähnliches wurde für Soltau, Walsrode, Buchholz, Buxtehude, Winsen, Uelzen und Hanstedt prognostiziert. Lediglich im Bereich der Sportbekleidung müsste die Verkaufsfläche kleiner als geplant ausfallen, um spürbare negative Auswirkungen zu verhindern.

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Für Soltau überwiegen die Vorteile, das Designer Outlet wird vor allem als Touristenmagnet verstanden. Es lockt einem Gutachten zufolge pro Jahr etwa 600.000 Menschen an, die ansonsten nicht in die Gegend gekommen wären. Es sei ein „touristischer Leuchtturm“, heißt es in der Begründung zur angestrebten Änderung des Flächen- und des Bebauungsplans. Etwa 45 Prozent der Kunden besuchen demnach weitere Ziele in der Region.

An der A7 bei Hamburg: Outlet Center Soltau plant Upgrade in Sachen Luxusmarken

Um die Anziehungskraft weiter zu stärken, soll sich das Center in Zukunft auf sogenannte Premiummarken konzentrieren. Diese angestrebte Aufwertung ist ein wesentliches Argument der Befürworter. Derzeit wird hier vor allem Kleidung mittelpreisiger Marken verkauft, wie Vero Moda, s.Oliver und Tom Tailor.

Dies sei für ein Outlet Center eher untypisch, heißt es in der Begründung der Stadt für die aktuellen Erweiterungspläne. Mit einer Vergrößerung der Verkaufsfläche gehe in der Regel ein „Trading Up“ einher, also eine Aufwertung durch hochwertige Marken. Dies werde auch für das Designer Outlet Soltau angenommen.