Buchholz. In der City tut sich was: Galerie wird umgestaltet, in den Buchholzer Höfen startet die SummerLounge. Maßnahmen sollen Leerstand stoppen.

Mit großem Tamtam wurde vor zwölf Jahren die Buchholz-Galerie eröffnet. Das Hamburger Abendblatt beschrieb den Akt gar als „Beginn einer neuen Zeitrechnung“. Inzwischen ist der Glanz des 45-Millionen-Euro Objekts dezent verblichen. Zahlreiche der ursprünglich 50 Läden auf den drei Etagen der 8500 Quadratmeter-Verkaufsfläche haben geschlossen.

Auch die Imbiss-Meile im Erdgeschoss, bisher im gastronomisch unterversorgten Buchholz ein beliebtes Angebot, hat neuerdings zu. Nur wenige Meter weiter im ehemaligen City-Center aus dem Jahr 1986, das mit neuem Eingangsportal, neuer Gestaltung und neuem Namen als Buchholzer Höfe um Kundschaft und Beachtung wirbt, ist der Leerstand ein Dauergast.

Buchholz ist die größte Stadt im Landkreis Harburg – Einkommen ist im Schnitt hoch

Haben die Kritiker recht, die schon mit Beginn der Planungen für ein zweites Einkaufszentrum in der Nordheidestadt warnten, Buchholz könne nicht zwei Shopping Malls dieser Größe verkraften? Und die sich bestätigt fühlten, als eine Reihe von Geschäften aus dem City Center, allesamt Filialisten, nahezu geschlossen in die Galerie wechselten und das ehemalige Herz des Buchholzer Einkaufsgeschehens ausgeblutet zurückließen?

Grundsätzlich, so machen es die Zahlen des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik deutlich, sind die Voraussetzungen in der 40.000 Einwohner-Stadt mit einem Einzugsgebiet von 110.000 Einwohnern günstiger als anderswo, denn: Buchholz ist die größte Stadt im Landkreis Harburg. Und der weist niedersachsenweit das höchste verfügbare Einkommen je Einwohner auf.

Geld ist also da. Und die potentiellen Kunden sind offenbar durchaus bereit, dieses Geld in Buchholz auszugeben. Das ergab eine Online-Umfrage der Stadt im Jahr 2023, an der sich 1087 Bürgerinnen und Bürger beteiligten. 42 Prozent der Befragten, also etwas weniger als die Hälfte, sehen die Entwicklung der Stadt positiv. Und 61 Prozent der Teilnehmer kaufen, so die Umfrage, lieber vor Ort ein als im Internet. 71 Prozent nehmen sich dafür sogar richtig Zeit, zwischen einer halben Stunde und zwei Stunden.

Konzept gibt Aufschluss über die Gründe fürs Geschäftesterben

Aber woher dann das Geschäftesterben? Aufschluss gibt ein Strategisches Nutzungskonzept für die Innenstadtentwicklung, das im Rahmen des Bundesförderprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ erstellt, zu 75 Prozent aus Bundesmitteln bezahlt und jetzt im Fachausschuss für Stadtentwicklung vorgestellt wurde.

Die Gutachter attestieren Buchholz ein ausbalanciertes und konzentriertes Einzelhandelsangebot in der Innenstadt, nennen attraktive Highlights wie Wochenmarkt und Empore, benennen aber Lücken bei Herren- und Jugendbekleidung. Inzwischen hat Buchholz auch kein eigenes Sportgeschäft mehr.

In den Abendstunden kann es schwierig werden, ein geöffnetes Restaurant zu finden

Woran es laut Nutzungskonzept vor allem hapert, sind Gaststätten. Insbesondere in den Abendstunden kann es schwierig werden, überhaupt ein geöffnetes Restaurant zu finden. Aufenthaltsqualität, Ambiente, Flair – das sind weitere Stichworte, die im Nutzungskonzept vielfach genannt werden.

Doch in Buchholz offenbar kaum zu finden sind. Der Peets Hoff – eine Ode an den Backstein. Die Gutachter empfehlen „mehr Grün“. Auch der Marktplatz solle belebt werden.

In Stein gehauen: der Eingang zu den Buchholzer Höfen, die ehemals das City Center waren.
In Stein gehauen: der Eingang zu den Buchholzer Höfen, die ehemals das City Center waren. © HA | nanette franke

Dazu passt es wenig, dass auf der Hauptschlagader der Innenstadt, der Breiten Straße, seit Wochen Bagger hinter einem Gitterzaun wühlen, der nicht nur den Zugang zu einem beliebten Café einengt, sondern auch die Schaufenster einer angrenzenden Boutique versperrt.

Wenige Meter weiter lockt ein Holzzug die Jüngsten zum Klettern und Toben, doch die begleitenden Eltern suchen Bänke zum Ausruhen hier vergebens. Spielmöglichkeiten für Kinder und Angebote für die Jugend benennt die das Nutzungskonzept für Buchholz entsprechend als entwicklungsfähig.

Shopping in der Innenstadt: Buchholz ist schon dabei, nachzubessern

Doch Buchholz ist bereits dabei, nachzubessern. Wie David Quinque vom Stadtmarketing Buchholz mitteilt, stehen die Bauarbeiten, die dazu dienen sollen, den Eingang zur Fußgängerzone dem Gesamtbild der modernisierten Einkaufsstraße anzupassen, kurz vor dem Abschluss.

In dem mit Bäumen und Anpflanzungen neu gestalteten Bereich soll es auch Sitzmöglichkeiten geben. In Caspers Hoff sei ein außerdem neues Spielgerät für Kinder geplant, diesmal sogar mit einer Sitzbank dazu.

Geschlossen: das einzige Sportgeschäft in Buchholz
Geschlossen: das einzige Sportgeschäft in Buchholz © HA | nanette franke

Auch für die Malls gibt es Hoffnung: Knud Kistenmacher, seit wenigen Tagen neuer Centermanager der Buchholz Galerie, die seit Jahresbeginn 2022 von der IPH Centermanagement, dem größten unabhängigen Center Manager Deutschlands, verwaltet wird und der REAL I.S. AG in München gehört, führt gegenwärtig Gespräche mit neuen Mietern für die Shoppingmall.

„Die Vertragsverhandlungen laufen“, bestätigt Kistenmacher dem Abendblatt. Hintergrund: Zahlreiche Mietverträge sind ausgelaufen. Und die Mutterkonzerne mancher Filialisten sind in die Insolvenz geschlittert.

Mit neuen Konzepten wolle das Centermanagement die Galerie interessanter und zukunftssicherer machen, sagt Kistenmacher. Dazu gehöre auch die Erweiterung und Neugestaltung des gastronomischen Angebots im Erdgeschoss. Die Idee: Statt einzelner kleiner Stände mit abgetrennten Sitzbereichen ein offener Foodcourt.

SummerLounge mit Live-Musik lädt in den Sommermonaten zum Chillen ein

Die derzeitigen Bauarbeiten im Erdgeschoss seien notwendig, um die Interessen möglicher neuer Mieter zu bedienen. Ob auch im Bereich Sport und Herrenmode neue Geschäfte den gegenwärtigen Angebotsmangel in Buchholz beenden könnten, will Kistenmacher nicht ausschließen. „Das ist alles im Gespräch.“

Mitten am Nachmittag ziemlich leer: Blick in die Breite Straße.
Mitten am Nachmittag ziemlich leer: Blick in die Breite Straße. © HA | nanette franke

Eine andere Perspektive tut sich derweil in den Buchholzer Höfen auf, die zur Groth Immobilien Verwaltungs GmbH gehören und wo inzwischen manches inhabergeführte Geschäft ein treues Stammpublikum sucht. Dass es im dortigen Erdgeschoss in der sogenannten Markthalle auch Gastronomie gibt, dürfte vielen Buchholzern noch gar nicht aufgefallen sein.

Neue Ideen für die Buchholzer City: Nächste Online-Umfrage steht bevor

Das könnte sich bald ändern: Die zur Markthalle gehörende Treppenanlage an der Ecke Breite Straße/ Thomasweg, die bisher eher bestaunt als bevölkert wurde, soll künftig von Montag bis Sonnabend, 11 bis 20 Uhr, als SummerLounge bei freiem Eintritt mit chilliger Musik bespielt, beschattet und auch mit Kissen ausgestattet werden.

Donnerstags ab 18 Uhr gibt es Live-acts. Auch dies eine Idee des Stadtmarketings. Ob’s den Buchholzern gefällt? Das könnte eine erneute Online-Umfrage ergeben, die nach Worten von Stadt-Sprecherin Jasmin Eisenhut gegenwärtig angedacht wird.