Seevetal/Hannover. CDU-Urgestein verlässt den Niedersächischen Landtag und seinen Wahlkreis Seevetal und zieht nach Kanada. Welchen Job er dort übernimmt.
Leicht ist ihm der Schritt nicht gefallen. Hin- und hergerissen sei er gewesen, sagt Bernd Althusmann. Zwischen der Politik und einer neuen Aufgabe, zwischen dem vertrauten Niedersachsen und dem fernen Kanada. Er hat sich entschieden zu gehen.
Ende des Jahres übernimmt der CDU-Politiker die Leitung des Büros der parteinahen Konrad-Adenauer-Stiftung im kanadischen Ottawa. Für die Stiftung war er bereits bis 2016 für drei Jahre in Namibia und Angola tätig, bis er zurück in die niedersächsische Politik kehrte.
Bernd Althusmann verlässt die Politik in Niedersachsen und geht nach Kanada
Als Landtagsabgeordneter hat Bernd Althusmann sieben Jahren den Wahlkreis Seevetal-Rosengarten-Neu Wulmstorf in Hannover vertreten, zuvor war er kommunalpolitisch im Landkreis Lüneburg tätig. Insgesamt saß er 20 Jahre im Landtag, war Kultus- und Wirtschaftsminister, Staatssekretär und parlamentarischer Geschäftsführer. Zudem führte er als Landesvorsitzender sechs Jahre seine Partei in Niedersachsen und war ebenso lang Präsidiumsmitglied der CDU Deutschland.
„In Niedersachsen habe ich nahezu alles erreicht. Mehr geht eigentlich nicht“, sagt der 57-Jährige. Eigentlich, denn zweimal – 2017 und 2022 – kandidierte er erfolglos für das höchste Amt im Land. „Das Amt des Ministerpräsidenten blieb mir verwehrt.“ Jetzt will er nach vorn blicken und noch einmal etwas Neues beginnen.
Den Wahlkreis Seevetal vertrat er sieben Jahre im Landtag
Er gehe aus freien Stücken und nach reiflicher Überlegung, betont Althusmann. Zwar habe er immer starke Unterstützung seiner Parteifreunde gehabt und auch die Bundestagskandidatur sei ihm angeboten worden. Aber sieben Jahre als Wahlkreisabgeordneter und fünf Jahre als stellvertretender Ministerpräsident seien eine lange Zeit.
Es sei Zeit gewesen, Bilanz zu ziehen und nicht einfach nur weiterzumachen, meint der promovierte Betriebswirt. „Von Zeit zu Zeit gilt es innezuhalten und sich ehrlich zu fragen, ob man bereit ist, noch einmal etwas Neues zu wagen, die Komfortzone und die eigene Politik-Blase zu verlassen, um den Blick für das Wesentliche wieder zu schärfen.“
Die Bilanz seiner politischen Jahre fällt für ihn positiv aus
Blickt er zurück auf die vergangenen Jahre, fällt seine Bilanz insgesamt positiv aus. Obwohl er als Wirtschaftsminister durch die Folgen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffs auf die Ukraine vor allem als Krisenmanager gefordert war, sei die Unterstützung von Gastronomie und mittelständischen Betrieben gut gelungen.
Nicht gut gelaufen sei es dagegen mit einer besseren Verkehrskoordinierung mit Hamburg. „Manches Mal habe ich mir in Sachen Ehestorfer Heuweg die Haare gerauft.“
Bei der Finanzierung der Krankenhäuser im Landkreis, der Förderung der Sanierung der Seevetaler Decatur-Brücke und dem Schienenprojekt Alpha-E habe er zusammen mit anderen wiederum Erfolge erzielen können. „Wir konnten im Land und im Landkreis Harburg bisher den Bund davon überzeugen, dass die Sanierung der bestehenden Bahnstrecke geplant bleibt, aber es gilt hier, gegenüber dem Bund und der Deutschen Bahn weiter wachsam zu bleiben“, sagt Althusmann. „So ganz traue ich den Aussagen des Bundesverkehrsministeriums und der DB noch nicht.“
Althusmann will weiterhin Politik gestalten, auch in Kanada
Jetzt erwartet ihn bei der Stiftung eine Tätigkeit, die sogar relativ politiknah sei. Immerhin sei Kanada ein enorm wichtiger Nato-Partner in den aktuell unsicheren geopolitischen Zeiten, so Althusmann. Nach den Wahlen in den USA werde diese Rolle womöglich noch wichtiger. Ein stabiles Bündnis zwischen Nordamerika und der EU habe für Deutschland eine hohe Bedeutung. „Politik zu gestalten, war und ist bis heute meine Leidenschaft. Und das wird auch so bleiben.“
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Seine Stelle in Ottawa ist auf zwei Jahre angelegt, mit der Möglichkeit zu verlängern. Zunächst wird Althusmann, der mit seiner Familie in Heiligenthal bei Lüneburg lebt, allein nach Kanada ziehen. Er wolle sich zunächst das kanadische Schulsystem sehr genau ansehen, bevor seine Ehefrau mit den Kindern voraussichtlich nachkommen werde.
Bernd Althusmann: Rückkehr in die Politik ist für ihn ausgeschlossen
Die Entscheidung, die Politik zu verlassen, hat der Christdemokrat sich nicht leicht gemacht. Er werde die guten Gespräche hier vor Ort vermissen, sagt er. „Insbesondere den gelegentlichen Spaziergang am Elbdeich mit Heiner Schönecke.“ Mit diesem Freund habe für ihn im Landkreis Harburg alles begonnen. Auch einige Parteifreunde in der Region würden ihm fehlen. „Aber alles hat bekanntlich seine Zeit.“
Niedersachsen werde immer etwas Besonderes für ihn sein. Eine Rückkehr in die Landespolitik ist für den 57-Jährigen jedoch ausgeschlossen. Er stehe zwar „mit Rat und Tat“ zur Verfügung, wenn seine Erfahrung gefragt sei, sagt Bernd Althusmann. „Aber jetzt muss eine neue Generation ans Ruder.“