Winsen. Kreisstadt nimmt alle Ausgaben kritisch unter die Lupe. Vorher segnet die Politik noch Mehrausgaben für zwei Großprojekte ab.
Die Stadt Winsen muss sparen – daran führt kein Weg vorbei. Weil die Stadtkasse so leer ist, verabschiedete der Stadtrat jüngst ein freiwilliges Haushaltssicherungskonzept. Das sperrige Wort bedeutet in der Umsetzung, dass für 2024 und die Folgejahre alle Ausgaben auf den Prüfstand gestellt werden. Ironie der Tagesordnung: Wenige Minuten zuvor hatte der Stadtrat zusätzliche Finanzmittel in Höhe von insgesamt 2,5 Millionen Euro für zwei große Bauvorhaben freigegeben.
Stadt Winsen: Zweifeldhalle an der Bleiche und Naturbad werden teurer
Weil der Neubau von Naturbad im Eckermannpark und Zweifeld-Sporthalle an der Bleiche jeweils weit fortgeschritten sind und in den kommenden Monaten abgeschlossen werden, blieb den Volksvertretern kaum eine Wahl. Klar ist aber, dass die 2,5 Millionen Euro an anderer Stelle fehlen werden.
Das Naturbad Winsen wird 1,39 Millionen Euro teurer als veranschlagt. „Aufgrund der witterungsbedingt verlängerten Bauzeit und zusätzlich notwendiger Bau- und Baunebenleistungen haben sich die Kosten für das Naturfreibad erhöht“, sagte Pressesprecher Theodor Peters.
Sporthalle mit Begegnungsraum: Kostensteigerung um zehn Prozent
Mehrere Gründe seien unterdessen dafür verantwortlich, dass die veranschlagten Haushaltsmittel von elf Millionen Euro für die Zweifeld-Sporthalle der Alten Stadtschule mit angeschlossenem Mehrzweck- und Begegnungsraum nicht ausreichten. Die Kosten steigen um zehn Prozent – der Stadtrat genehmigte Zusatzausgaben von 1,1 Millionen Euro.
„Die Mehrkosten verursachten hier die Bauverzögerung aufgrund des schlechten Wetters, notwendige Anpassungen der Planung (zum Beispiel Baugründung und Lüftungsanlagen) und mangelhafte Leistungen von Auftragnehmern“, heißt es in der Vorlage.
Kinder und Jugendliche leiden unter angespannter Hallensituation
Erschwerend hinzu kam wie bei vielen Bauvorhaben das Problem der allgemeinen Steigerung der Baupreise und der konjunkturell bedingten Schwierigkeit, überhaupt interessierte Unternehmen zu finden und an wirtschaftliche Angebote zu gelangen. Vor dem Hintergrund der angespannten Hallensituation in Winsen warten nicht nur Sportvereine dringend auf die Fertigstellung dieser neuen Zweifeldhalle. Die Eröffnung ist für Herbst 2024 geplant.
Vereinseigene Sporthalle: TSV Winsen legt die Pläne vorerst auf Eis
Im Frühjahr hatte der TSV Winsen davon Abstand genommen, eine vereinseigene Sporthalle im Sportzentrum Jahnplatz zu errichten – zumindest in der aktuellen Situation. „Der Vorstand hat beschlossen, das Thema vorerst auf Eis zu legen“, sagte Dagmar Luhmann auf der Jahreshauptversammlung. Als Gründe nannte die Vorsitzende stark gestiegene Preise, eine Finanzierung sei momentan nicht zu realisieren. „Sobald die Preise wieder sinken, werden wir das Thema weiter verfolgen“, so Luhmann weiter.
Für den Sportverein stand ein Investitionsvolumen zwischen vier und fünf Millionen Euro im Raum. In den anfänglichen Planungen hatte der TSV-Vorstand eine freie Fläche zwischen den Beachplätzen und dem angrenzenden Schützengehölz, einem Waldstück hinter der Stadthalle, in die engere Auswahl genommen.
Sportvereine rücken näher zusammen und teilen sich Hallenzeiten
Besonders angespannt war die Hallensituation in Winsen zu Beginn des Jahres 2023. Die Sporthalle der Berufsbildenden Schulen (BBS) im Schulzentrum Bürgerweide stand dem Schul- und Vereinssport nicht zur Verfügung, weil der Landkreis Harburg dort sogenannte Weltflüchtlinge untergebracht hatte.
Seinerzeit stellten die Sportvereine ihre Flexibilität unter Beweis, rückten in den übrigen Hallen eng zusammen. Ein Beispiel: die drei Drittel der IGS-Sporthalle am Ilmer Barg in Roydorf teilten sich am Dienstagabend die Abteilungen Tischtennis, Basketball und Handball.
Im Herbst soll die neue Zwei-Feld-Halle in Winsen übergeben werden
Mittlerweile ist die BBS-Sporthalle wieder freigegeben. Auch mit Blick auf ein anderes Projekt ist leichte Entspannung der Hallensituation in Winsen in Sicht. Im Herbst dieses Jahres soll die neue Zwei-Feld-Halle der Alten Stadtschule an der Bleiche fertiggestellt sein. Zum Gesamtkonzept gehört ein multifunktionaler Integrationsraum, in dem auch Sportkurse stattfinden können.
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Das Sport- und Begegnungszentrums hat eine Größe von 2600 Quadratmetern. Den Gesamtkosten von mittlerweile etwa zwölf Millionen Euro (siehe oben) stehen Fördermittel des Bundes, des Landes Niedersachsen und der Kreisschulbaukasse von insgesamt 3,3 Millionen Euro gegenüber.
Immer mehr Vereine entwickeln Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt
Mit 2684 Mitgliedern ist der TSV Winsen der viertgrößte Sportverein im Landkreis Harburg. Noch größer sind nur Todtglüsinger SV (8327), Blau-Weiss Buchholz (5717) und TVV Neu Wulmstorf (2886). Nicht zuletzt deshalb, weil die Gruppe der Kinder und Jugendliche fast die Hälfte aller Mitglieder bilden, beschäftigt sich eine Projektgruppe im TSV Winsen mit der Entwicklung eines Konzepts gegen sexualisierte Gewalt im Sport. Der Kreissportbund Harburg-Land ging in diesem Punkt mit gutem Beispiel voran und animiert seine Mitglieder, eigene Schutzkonzepte zu entwickeln.